Überlegung hinschlendern, uns durch ange¬ nehme Zufälle determiniren lassen, und end¬ lich dem Resultate eines solchen schwanken¬ den Lebens den Nahmen einer göttlichen Führung geben.
Waren Sie niemals in dem Falle, daß ein kleiner Umstand Sie veranlaßte, einen gewissen Weg einzuschlagen, auf welchem bald eine gefällige Gelegenheit Ihnen entge¬ gen kam, und eine Reihe von unerwarteten Vorfällen Sie endlich ans Ziel brachte, das Sie selbst noch kaum ins Auge gefaßt hat¬ ten? Sollte das nicht Ergebenheit in das Schicksal, Zutrauen zu einer solchen Leitung einflößen? --
Mit diesen Gesinnungen könnte kein Mädchen ihre Tugend, niemand sein Geld im Beutel behalten; denn es giebt Anlässe genug, beides los zu werden. Ich kann mich nur über den Menschen freuen, der weiß,
Überlegung hinſchlendern, uns durch ange¬ nehme Zufälle determiniren laſſen, und end¬ lich dem Reſultate eines ſolchen ſchwanken¬ den Lebens den Nahmen einer göttlichen Führung geben.
Waren Sie niemals in dem Falle, daß ein kleiner Umſtand Sie veranlaßte, einen gewiſſen Weg einzuſchlagen, auf welchem bald eine gefällige Gelegenheit Ihnen entge¬ gen kam, und eine Reihe von unerwarteten Vorfällen Sie endlich ans Ziel brachte, das Sie ſelbſt noch kaum ins Auge gefaßt hat¬ ten? Sollte das nicht Ergebenheit in das Schickſal, Zutrauen zu einer ſolchen Leitung einflößen? —
Mit dieſen Geſinnungen könnte kein Mädchen ihre Tugend, niemand ſein Geld im Beutel behalten; denn es giebt Anläſſe genug, beides los zu werden. Ich kann mich nur über den Menſchen freuen, der weiß,
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Überlegung hinſchlendern, uns durch ange¬
nehme Zufälle determiniren laſſen, und end¬
lich dem Reſultate eines ſolchen ſchwanken¬
den Lebens den Nahmen einer göttlichen
Führung geben.
Waren Sie niemals in dem Falle, daß
ein kleiner Umſtand Sie veranlaßte, einen
gewiſſen Weg einzuſchlagen, auf welchem
bald eine gefällige Gelegenheit Ihnen entge¬
gen kam, und eine Reihe von unerwarteten
Vorfällen Sie endlich ans Ziel brachte, das
Sie ſelbſt noch kaum ins Auge gefaßt hat¬
ten? Sollte das nicht Ergebenheit in das
Schickſal, Zutrauen zu einer ſolchen Leitung
einflößen? —
Mit dieſen Geſinnungen könnte kein
Mädchen ihre Tugend, niemand ſein Geld
im Beutel behalten; denn es giebt Anläſſe
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/181>, abgerufen am 24.11.2024.
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