Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.Zweytes Capitel. Als Wilhelm seine Mutter des andern Mor¬ Ich habe es auch schon von ihm hören Zweytes Capitel. Als Wilhelm ſeine Mutter des andern Mor¬ Ich habe es auch ſchon von ihm hören <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0018" n="10"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Zweytes Capitel.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p><hi rendition="#in">A</hi>ls Wilhelm ſeine Mutter des andern Mor¬<lb/> gens begrüßte, eröffnete ſie ihm, daß der<lb/> Vater ſehr verdrießlich ſey, und ihm den<lb/> täglichen Beſuch des Schauſpiels nächſtens<lb/> unterſagen werde. Wenn ich gleich ſelbſt,<lb/> fuhr ſie fort, manchmal gern ins Theater<lb/> gehe; ſo möchte ich es doch oft verwünſchen,<lb/> da meine häusliche Ruhe durch deine un¬<lb/> mäßige Leidenſchaft zu dieſem Vergnügen ge¬<lb/> ſtört wird. Der Vater wiederholt immer,<lb/> wozu es nur nütze ſey? Wie man ſeine Zeit<lb/> nur ſo verderben könne? —</p><lb/> <p>Ich habe es auch ſchon von ihm hören<lb/> müſſen, verſetzte Wilhelm: und habe ihm<lb/> vielleicht zu haſtig geantwortet; aber ums<lb/> Himmelswillen Mutter! iſt denn alles un¬<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0018]
Zweytes Capitel.
Als Wilhelm ſeine Mutter des andern Mor¬
gens begrüßte, eröffnete ſie ihm, daß der
Vater ſehr verdrießlich ſey, und ihm den
täglichen Beſuch des Schauſpiels nächſtens
unterſagen werde. Wenn ich gleich ſelbſt,
fuhr ſie fort, manchmal gern ins Theater
gehe; ſo möchte ich es doch oft verwünſchen,
da meine häusliche Ruhe durch deine un¬
mäßige Leidenſchaft zu dieſem Vergnügen ge¬
ſtört wird. Der Vater wiederholt immer,
wozu es nur nütze ſey? Wie man ſeine Zeit
nur ſo verderben könne? —
Ich habe es auch ſchon von ihm hören
müſſen, verſetzte Wilhelm: und habe ihm
vielleicht zu haſtig geantwortet; aber ums
Himmelswillen Mutter! iſt denn alles un¬
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