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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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mich an einem Gemählde reizt, nicht die
Kunst.

Da schien Ihr Großvater anders zu den¬
ken; denn der größte Theil seiner Samm¬
lung bestand aus trefflichen Sachen, in denen
man immer das Verdienst ihres Meisters be¬
wunderte, sie mochten vorstellen was sie woll¬
ten; auch hing dieses Bild in dem äussersten
Vorsaale, zum Zeichen, daß er es wenig
schätzte.

Da war es eben, wo wir Kinder immer
spielen durften, und wo dieses Bild einen
unauslöschlichen Eindruck auf mich machte,
den mir selbst Ihre Kritik, die ich übrigens
verehre, nicht auslöschen könnte, wenn wir
auch jetzt vor dem Bilde stünden. Wie jam¬
merte mich, wie jammert mich noch ein Jüng¬
ling, der die süßen Triebe, das schönste Erb¬
theil, das uns die Natur gab, in sich ver¬
schließen, und das Feuer, das ihn und ande¬

mich an einem Gemählde reizt, nicht die
Kunſt.

Da ſchien Ihr Großvater anders zu den¬
ken; denn der größte Theil ſeiner Samm¬
lung beſtand aus trefflichen Sachen, in denen
man immer das Verdienſt ihres Meiſters be¬
wunderte, ſie mochten vorſtellen was ſie woll¬
ten; auch hing dieſes Bild in dem äuſſerſten
Vorſaale, zum Zeichen, daß er es wenig
ſchätzte.

Da war es eben, wo wir Kinder immer
ſpielen durften, und wo dieſes Bild einen
unauslöſchlichen Eindruck auf mich machte,
den mir ſelbſt Ihre Kritik, die ich übrigens
verehre, nicht auslöſchen könnte, wenn wir
auch jetzt vor dem Bilde ſtünden. Wie jam¬
merte mich, wie jammert mich noch ein Jüng¬
ling, der die ſüßen Triebe, das ſchönſte Erb¬
theil, das uns die Natur gab, in ſich ver¬
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[169/0177] mich an einem Gemählde reizt, nicht die Kunſt. Da ſchien Ihr Großvater anders zu den¬ ken; denn der größte Theil ſeiner Samm¬ lung beſtand aus trefflichen Sachen, in denen man immer das Verdienſt ihres Meiſters be¬ wunderte, ſie mochten vorſtellen was ſie woll¬ ten; auch hing dieſes Bild in dem äuſſerſten Vorſaale, zum Zeichen, daß er es wenig ſchätzte. Da war es eben, wo wir Kinder immer ſpielen durften, und wo dieſes Bild einen unauslöſchlichen Eindruck auf mich machte, den mir ſelbſt Ihre Kritik, die ich übrigens verehre, nicht auslöſchen könnte, wenn wir auch jetzt vor dem Bilde ſtünden. Wie jam¬ merte mich, wie jammert mich noch ein Jüng¬ ling, der die ſüßen Triebe, das ſchönſte Erb¬ theil, das uns die Natur gab, in ſich ver¬ ſchließen, und das Feuer, das ihn und ande¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/177>, abgerufen am 24.11.2024.