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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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Beyfall selten den rechten Mann belohne,
daß das deutsche Theater sich täglich verbes¬
sere, daß der Schauspieler nach seinen Ver¬
diensten immer mehr geehrt werde, und nicht
genug geehrt werden könne. Dann sprach
man viel von Kaffeehäusern und Weingär¬
ten, und was daselbst vorgefallen, wieviel
irgend ein Camerad Schulden habe und Ab¬
zug leiden müsse, von Disproportion der
wöchentlichen Gage, von Cabalen einer Ge¬
genparthey, wobey denn doch zuletzt die große
und verdiente Aufmerksamkeit des Publikums
wieder in Betracht kam, und der Einfluß des
Theaters auf die Bildung einer Nation und
der Welt nicht vergessen wurde.

Alle diese Dinge, die Wilhelmen sonst
schon manche unruhige Stunde gemacht hat¬
ten, kamen ihm gegenwärtig wieder ins Ge¬
dächtniß, als ihn sein Pferd langsam nach
Hause trug, und er die verschiedenen Vor¬

Beyfall ſelten den rechten Mann belohne,
daß das deutſche Theater ſich täglich verbeſ¬
ſere, daß der Schauſpieler nach ſeinen Ver¬
dienſten immer mehr geehrt werde, und nicht
genug geehrt werden könne. Dann ſprach
man viel von Kaffeehäuſern und Weingär¬
ten, und was daſelbſt vorgefallen, wieviel
irgend ein Camerad Schulden habe und Ab¬
zug leiden müſſe, von Disproportion der
wöchentlichen Gage, von Cabalen einer Ge¬
genparthey, wobey denn doch zuletzt die große
und verdiente Aufmerkſamkeit des Publikums
wieder in Betracht kam, und der Einfluß des
Theaters auf die Bildung einer Nation und
der Welt nicht vergeſſen wurde.

Alle dieſe Dinge, die Wilhelmen ſonſt
ſchon manche unruhige Stunde gemacht hat¬
ten, kamen ihm gegenwärtig wieder ins Ge¬
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[142/0150] Beyfall ſelten den rechten Mann belohne, daß das deutſche Theater ſich täglich verbeſ¬ ſere, daß der Schauſpieler nach ſeinen Ver¬ dienſten immer mehr geehrt werde, und nicht genug geehrt werden könne. Dann ſprach man viel von Kaffeehäuſern und Weingär¬ ten, und was daſelbſt vorgefallen, wieviel irgend ein Camerad Schulden habe und Ab¬ zug leiden müſſe, von Disproportion der wöchentlichen Gage, von Cabalen einer Ge¬ genparthey, wobey denn doch zuletzt die große und verdiente Aufmerkſamkeit des Publikums wieder in Betracht kam, und der Einfluß des Theaters auf die Bildung einer Nation und der Welt nicht vergeſſen wurde. Alle dieſe Dinge, die Wilhelmen ſonſt ſchon manche unruhige Stunde gemacht hat¬ ten, kamen ihm gegenwärtig wieder ins Ge¬ dächtniß, als ihn ſein Pferd langſam nach Hauſe trug, und er die verſchiedenen Vor¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/150>, abgerufen am 24.11.2024.