ferwelt. Sogar die in der Nähe häßlich er¬ scheinenden Tänzerinnen waren ihm nicht immer zuwider, weil sie auf Einem Brete mit seiner Vielgeliebten standen. Und so ist es gewiß, daß Liebe, die Rosenlauben, Myr¬ thenwäldchen und Mondschein erst beleben muß, auch sogar Hobelspänen und Papier¬ schnitzeln einen Anschein belebter Naturen ge¬ ben kann. Sie ist eine so starke Würze, daß selbst schaale und ekle Brühen davon schmack¬ haft werden.
Solch einer Würze bedurft es freylich, um jenen Zustand leidlich, ja in der Folge angenehm zu machen, in welchem er gewöhn¬ lich ihre Stube, ja gelegentlich sie selbst an¬ traf.
In einem feinen Bürgerhause erzogen, war Ordnung und Reinlichkeit das Element, worin er athmete, und indem er von seines Vaters Prunkliebe einen Theil geerbt hatte,
ferwelt. Sogar die in der Nähe häßlich er¬ ſcheinenden Tänzerinnen waren ihm nicht immer zuwider, weil ſie auf Einem Brete mit ſeiner Vielgeliebten ſtanden. Und ſo iſt es gewiß, daß Liebe, die Roſenlauben, Myr¬ thenwäldchen und Mondſchein erſt beleben muß, auch ſogar Hobelſpänen und Papier¬ ſchnitzeln einen Anſchein belebter Naturen ge¬ ben kann. Sie iſt eine ſo ſtarke Würze, daß ſelbſt ſchaale und ekle Brühen davon ſchmack¬ haft werden.
Solch einer Würze bedurft es freylich, um jenen Zuſtand leidlich, ja in der Folge angenehm zu machen, in welchem er gewöhn¬ lich ihre Stube, ja gelegentlich ſie ſelbſt an¬ traf.
In einem feinen Bürgerhauſe erzogen, war Ordnung und Reinlichkeit das Element, worin er athmete, und indem er von ſeines Vaters Prunkliebe einen Theil geerbt hatte,
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ferwelt. Sogar die in der Nähe häßlich er¬
ſcheinenden Tänzerinnen waren ihm nicht
immer zuwider, weil ſie auf Einem Brete
mit ſeiner Vielgeliebten ſtanden. Und ſo iſt
es gewiß, daß Liebe, die Roſenlauben, Myr¬
thenwäldchen und Mondſchein erſt beleben
muß, auch ſogar Hobelſpänen und Papier¬
ſchnitzeln einen Anſchein belebter Naturen ge¬
ben kann. Sie iſt eine ſo ſtarke Würze, daß
ſelbſt ſchaale und ekle Brühen davon ſchmack¬
haft werden.
Solch einer Würze bedurft es freylich,
um jenen Zuſtand leidlich, ja in der Folge
angenehm zu machen, in welchem er gewöhn¬
lich ihre Stube, ja gelegentlich ſie ſelbſt an¬
traf.
In einem feinen Bürgerhauſe erzogen,
war Ordnung und Reinlichkeit das Element,
worin er athmete, und indem er von ſeines
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/144>, abgerufen am 24.11.2024.
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