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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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Wir haben den Vortheil, daß wir den
Eigensinn des Directors, der auf die Sitten
seiner Truppe stolz ist, vorschützen können.
Beide Liebhaber sind schon gewohnt, heimlich
und vorsichtig zu Werke zu gehen. Für
Stunde und Gelegenheit will ich sorgen, nur
mußt du hernach die Rolle spielen, die ich
dir vorschreibe. Wer weiß welcher Umstand
uns hilft. Käme Norberg nur jetzt, da Wil¬
helm entfernt ist! Wer wehrt dir, in den Ar¬
men des einen an den andern zu denken?
Ich wünsche dir zu einem Sohne Glück, er
soll einen reichen Vater haben.

Mariane war durch diese Vorstellungen
nur für kurze Zeit gebessert. Sie konnte
ihren Zustand nicht in Harmonie mit ihrer
Empfindung, ihrer Ueberzeugung bringen; sie
wünschte diese schmerzlichen Verhältnisse zu
vergessen, und tausend kleine Umstände mu߬
ten sie jeden Augenblick daran erinnern.

Wir haben den Vortheil, daß wir den
Eigenſinn des Directors, der auf die Sitten
ſeiner Truppe ſtolz iſt, vorſchützen können.
Beide Liebhaber ſind ſchon gewohnt, heimlich
und vorſichtig zu Werke zu gehen. Für
Stunde und Gelegenheit will ich ſorgen, nur
mußt du hernach die Rolle ſpielen, die ich
dir vorſchreibe. Wer weiß welcher Umſtand
uns hilft. Käme Norberg nur jetzt, da Wil¬
helm entfernt iſt! Wer wehrt dir, in den Ar¬
men des einen an den andern zu denken?
Ich wünſche dir zu einem Sohne Glück, er
ſoll einen reichen Vater haben.

Mariane war durch dieſe Vorſtellungen
nur für kurze Zeit gebeſſert. Sie konnte
ihren Zuſtand nicht in Harmonie mit ihrer
Empfindung, ihrer Ueberzeugung bringen; ſie
wünſchte dieſe ſchmerzlichen Verhältniſſe zu
vergeſſen, und tauſend kleine Umſtände mu߬
ten ſie jeden Augenblick daran erinnern.

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[105/0113] Wir haben den Vortheil, daß wir den Eigenſinn des Directors, der auf die Sitten ſeiner Truppe ſtolz iſt, vorſchützen können. Beide Liebhaber ſind ſchon gewohnt, heimlich und vorſichtig zu Werke zu gehen. Für Stunde und Gelegenheit will ich ſorgen, nur mußt du hernach die Rolle ſpielen, die ich dir vorſchreibe. Wer weiß welcher Umſtand uns hilft. Käme Norberg nur jetzt, da Wil¬ helm entfernt iſt! Wer wehrt dir, in den Ar¬ men des einen an den andern zu denken? Ich wünſche dir zu einem Sohne Glück, er ſoll einen reichen Vater haben. Mariane war durch dieſe Vorſtellungen nur für kurze Zeit gebeſſert. Sie konnte ihren Zuſtand nicht in Harmonie mit ihrer Empfindung, ihrer Ueberzeugung bringen; ſie wünſchte dieſe ſchmerzlichen Verhältniſſe zu vergeſſen, und tauſend kleine Umſtände mu߬ ten ſie jeden Augenblick daran erinnern.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/113>, abgerufen am 27.11.2024.