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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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gewiesen, ergriff er sie munter durch eine
glückliche Vorstellungskraft, und erhielt sie
sich durch das bequemste Gedächtniß. Lern-
und lehrbegierig wie er war, ging er einen
gleich vorschreitenden Studien- und Lebens¬
gang. Nun emergirt und eminirt er bald
ohne Unterbrechung irgend einer Art; er ver¬
breitet sich mit Leichtigkeit in der literarischen
und bürgerlichen Welt: denn historische Kennt¬
nisse reichen überall hin, und Leutseligkeit
schließt sich überall an. Er reist durch
Deutschland, Holland, Frankreich, Italien;
kommt in Berührung mit allen Gelehrten
seiner Zeit; er unterhält die Fürsten, und
nur, wenn durch seine lebhafte Redseligkeit
die Stunden der Tafel, der Audienz verlän¬
gert werden, ist er den Hofleuten lästig. Da¬
gegen erwirbt er sich das Vertrauen der
Staatsmänner, arbeitet für sie die gründlich¬
sten Deductionen und findet so überall einen
Schauplatz für seine Talente. Man wünscht
ihn an gar manchem Orte festzuhalten; allein

gewieſen, ergriff er ſie munter durch eine
gluͤckliche Vorſtellungskraft, und erhielt ſie
ſich durch das bequemſte Gedaͤchtniß. Lern-
und lehrbegierig wie er war, ging er einen
gleich vorſchreitenden Studien- und Lebens¬
gang. Nun emergirt und eminirt er bald
ohne Unterbrechung irgend einer Art; er ver¬
breitet ſich mit Leichtigkeit in der literariſchen
und buͤrgerlichen Welt: denn hiſtoriſche Kennt¬
niſſe reichen uͤberall hin, und Leutſeligkeit
ſchließt ſich uͤberall an. Er reiſt durch
Deutſchland, Holland, Frankreich, Italien;
kommt in Beruͤhrung mit allen Gelehrten
ſeiner Zeit; er unterhaͤlt die Fuͤrſten, und
nur, wenn durch ſeine lebhafte Redſeligkeit
die Stunden der Tafel, der Audienz verlaͤn¬
gert werden, iſt er den Hofleuten laͤſtig. Da¬
gegen erwirbt er ſich das Vertrauen der
Staatsmaͤnner, arbeitet fuͤr ſie die gruͤndlich¬
ſten Deductionen und findet ſo uͤberall einen
Schauplatz fuͤr ſeine Talente. Man wuͤnſcht
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[68/0076] gewieſen, ergriff er ſie munter durch eine gluͤckliche Vorſtellungskraft, und erhielt ſie ſich durch das bequemſte Gedaͤchtniß. Lern- und lehrbegierig wie er war, ging er einen gleich vorſchreitenden Studien- und Lebens¬ gang. Nun emergirt und eminirt er bald ohne Unterbrechung irgend einer Art; er ver¬ breitet ſich mit Leichtigkeit in der literariſchen und buͤrgerlichen Welt: denn hiſtoriſche Kennt¬ niſſe reichen uͤberall hin, und Leutſeligkeit ſchließt ſich uͤberall an. Er reiſt durch Deutſchland, Holland, Frankreich, Italien; kommt in Beruͤhrung mit allen Gelehrten ſeiner Zeit; er unterhaͤlt die Fuͤrſten, und nur, wenn durch ſeine lebhafte Redſeligkeit die Stunden der Tafel, der Audienz verlaͤn¬ gert werden, iſt er den Hofleuten laͤſtig. Da¬ gegen erwirbt er ſich das Vertrauen der Staatsmaͤnner, arbeitet fuͤr ſie die gruͤndlich¬ ſten Deductionen und findet ſo uͤberall einen Schauplatz fuͤr ſeine Talente. Man wuͤnſcht ihn an gar manchem Orte feſtzuhalten; allein

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/76>, abgerufen am 25.11.2024.