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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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del als verdrießliche Folge sich gewöhnlich
zu schließen pflegt. Entfernt von mir arbei¬
tete sie für mich, und dachte auf irgend eine
neue Unterhaltung, wenn ich zurückkäme;
entfernt von ihr beschäftigte ich mich für sie,
um durch eine neue Gabe, einen neuen Ein¬
fall ihr wieder neu zu seyn. Gemalte Bän¬
der waren damals eben erst Mode geworden;
ich malte ihr gleich ein paar Stücke und
sendete sie mit einem kleinen Gedicht voraus,
da ich dießmal länger als ich gedacht ausblei¬
ben mußte. Um auch die dem Vater getha¬
ne Zusage eines neuen und ausgearbeiteten
Baurisses noch über Versprechen zu halten,
beredete ich einen jungen Bauverständigen,
statt meiner zu arbeiten. Dieser hatte so
viel Lust an der Aufgabe als Gefälligkeit ge¬
gen mich, und ward noch mehr durch die
Hoffnung eines guten Empfangs in einer so
angenehmen Familie belebt. Er verfertigte
Grundriß, Aufriß und Durchschnitt des Hau¬
ses; Hof und Garten war nicht vergessen;

del als verdrießliche Folge ſich gewoͤhnlich
zu ſchließen pflegt. Entfernt von mir arbei¬
tete ſie fuͤr mich, und dachte auf irgend eine
neue Unterhaltung, wenn ich zuruͤckkaͤme;
entfernt von ihr beſchaͤftigte ich mich fuͤr ſie,
um durch eine neue Gabe, einen neuen Ein¬
fall ihr wieder neu zu ſeyn. Gemalte Baͤn¬
der waren damals eben erſt Mode geworden;
ich malte ihr gleich ein paar Stuͤcke und
ſendete ſie mit einem kleinen Gedicht voraus,
da ich dießmal laͤnger als ich gedacht ausblei¬
ben mußte. Um auch die dem Vater getha¬
ne Zuſage eines neuen und ausgearbeiteten
Bauriſſes noch uͤber Verſprechen zu halten,
beredete ich einen jungen Bauverſtaͤndigen,
ſtatt meiner zu arbeiten. Dieſer hatte ſo
viel Luſt an der Aufgabe als Gefaͤlligkeit ge¬
gen mich, und ward noch mehr durch die
Hoffnung eines guten Empfangs in einer ſo
angenehmen Familie belebt. Er verfertigte
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[46/0054] del als verdrießliche Folge ſich gewoͤhnlich zu ſchließen pflegt. Entfernt von mir arbei¬ tete ſie fuͤr mich, und dachte auf irgend eine neue Unterhaltung, wenn ich zuruͤckkaͤme; entfernt von ihr beſchaͤftigte ich mich fuͤr ſie, um durch eine neue Gabe, einen neuen Ein¬ fall ihr wieder neu zu ſeyn. Gemalte Baͤn¬ der waren damals eben erſt Mode geworden; ich malte ihr gleich ein paar Stuͤcke und ſendete ſie mit einem kleinen Gedicht voraus, da ich dießmal laͤnger als ich gedacht ausblei¬ ben mußte. Um auch die dem Vater getha¬ ne Zuſage eines neuen und ausgearbeiteten Bauriſſes noch uͤber Verſprechen zu halten, beredete ich einen jungen Bauverſtaͤndigen, ſtatt meiner zu arbeiten. Dieſer hatte ſo viel Luſt an der Aufgabe als Gefaͤlligkeit ge¬ gen mich, und ward noch mehr durch die Hoffnung eines guten Empfangs in einer ſo angenehmen Familie belebt. Er verfertigte Grundriß, Aufriß und Durchſchnitt des Hau¬ ſes; Hof und Garten war nicht vergeſſen;

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/54>, abgerufen am 22.11.2024.