den neckischen Einfall ausgeführt, anstatt der Personen-Namen, kleine Holzschnitt-Figu¬ ren zwischen den Dialog zu setzen, und durch allerley satyrische Bilder diejenigen Critiker zu bezeichnen, die sich über meine Arbeiten und was ihnen verwandt war, öffentlich hatten vernehmen lassen. Hier stieß der Altonaer Postreiter ohne Kopf ins Horn, hier brummte ein Bär, dort schnatterte eine Gans; der Merkur war auch nicht vergessen, und man¬ ches wilde und zahme Geschöpf suchte den Bildner in seiner Werkstatt irre zu machen, welcher aber, ohne sonderlich Notiz zu neh¬ men, seine Arbeit eifrig fortsetzte und dabey nicht verschwieg, wie er es überhaupt zu hal¬ ten denke. Dieser unerwartet hervorbrechende Scherz fiel mir sehr auf, weil er dem Stil und Ton nach von Jemand aus unserer Ge¬ sellschaft seyn mußte, ja man hätte das Werk¬ lein für meine eigene Arbeit halten sollen. Am unangenehmsten aber war mir, daß Pro¬ metheus Einiges verlauten ließ, was sich auf
den neckiſchen Einfall ausgefuͤhrt, anſtatt der Perſonen-Namen, kleine Holzſchnitt-Figu¬ ren zwiſchen den Dialog zu ſetzen, und durch allerley ſatyriſche Bilder diejenigen Critiker zu bezeichnen, die ſich uͤber meine Arbeiten und was ihnen verwandt war, oͤffentlich hatten vernehmen laſſen. Hier ſtieß der Altonaer Poſtreiter ohne Kopf ins Horn, hier brummte ein Baͤr, dort ſchnatterte eine Gans; der Merkur war auch nicht vergeſſen, und man¬ ches wilde und zahme Geſchoͤpf ſuchte den Bildner in ſeiner Werkſtatt irre zu machen, welcher aber, ohne ſonderlich Notiz zu neh¬ men, ſeine Arbeit eifrig fortſetzte und dabey nicht verſchwieg, wie er es uͤberhaupt zu hal¬ ten denke. Dieſer unerwartet hervorbrechende Scherz fiel mir ſehr auf, weil er dem Stil und Ton nach von Jemand aus unſerer Ge¬ ſellſchaft ſeyn mußte, ja man haͤtte das Werk¬ lein fuͤr meine eigene Arbeit halten ſollen. Am unangenehmſten aber war mir, daß Pro¬ metheus Einiges verlauten ließ, was ſich auf
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den neckiſchen Einfall ausgefuͤhrt, anſtatt der
Perſonen-Namen, kleine Holzſchnitt-Figu¬
ren zwiſchen den Dialog zu ſetzen, und durch
allerley ſatyriſche Bilder diejenigen Critiker zu
bezeichnen, die ſich uͤber meine Arbeiten und
was ihnen verwandt war, oͤffentlich hatten
vernehmen laſſen. Hier ſtieß der Altonaer
Poſtreiter ohne Kopf ins Horn, hier brummte
ein Baͤr, dort ſchnatterte eine Gans; der
Merkur war auch nicht vergeſſen, und man¬
ches wilde und zahme Geſchoͤpf ſuchte den
Bildner in ſeiner Werkſtatt irre zu machen,
welcher aber, ohne ſonderlich Notiz zu neh¬
men, ſeine Arbeit eifrig fortſetzte und dabey
nicht verſchwieg, wie er es uͤberhaupt zu hal¬
ten denke. Dieſer unerwartet hervorbrechende
Scherz fiel mir ſehr auf, weil er dem Stil
und Ton nach von Jemand aus unſerer Ge¬
ſellſchaft ſeyn mußte, ja man haͤtte das Werk¬
lein fuͤr meine eigene Arbeit halten ſollen.
Am unangenehmſten aber war mir, daß Pro¬
metheus Einiges verlauten ließ, was ſich auf
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/512>, abgerufen am 24.11.2024.
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