und Anlagen schienen jedoch durch den schreckli¬ chen Schloßbrand, der im May desselben Jah¬ res sich ereignet hatte, gestört und mit einer langen Stockung bedroht; allein das Zu¬ trauen auf den Erbprinzen war so groß, daß Jederman sich überzeugt hielt, dieser Schade werde nicht allein bald ersetzt, sondern auch dessen ungeachtet jede andere Hoffnung reich¬ lich erfüllt werden. Wie ich mich nun, gleich¬ sam als ein alter Bekannter, nach diesen Perso¬ nen und Gegenständen erkundigte und den Wunsch äußerte, mit den dortigen Verhält¬ nissen näher bekannt zu seyn; so versetzte der Ankömmling gar freundlich: es sey nichts leichter als dieses, denn so eben lange der Erbprinz mit seinem Herrn Bruder, dem Prinzen Constantin, in Frankfurt an, wel¬ che mich zu sprechen und zu kennen wünschten. Ich zeigte sogleich die größte Bereitwilligkeit ihnen aufzuwarten, und der neue Freund ver¬ setzte, daß ich damit nicht säumen solle, weil der Aufenthalt nicht lange dauern werde. Um
und Anlagen ſchienen jedoch durch den ſchreckli¬ chen Schloßbrand, der im May deſſelben Jah¬ res ſich ereignet hatte, geſtoͤrt und mit einer langen Stockung bedroht; allein das Zu¬ trauen auf den Erbprinzen war ſo groß, daß Jederman ſich uͤberzeugt hielt, dieſer Schade werde nicht allein bald erſetzt, ſondern auch deſſen ungeachtet jede andere Hoffnung reich¬ lich erfuͤllt werden. Wie ich mich nun, gleich¬ ſam als ein alter Bekannter, nach dieſen Perſo¬ nen und Gegenſtaͤnden erkundigte und den Wunſch aͤußerte, mit den dortigen Verhaͤlt¬ niſſen naͤher bekannt zu ſeyn; ſo verſetzte der Ankoͤmmling gar freundlich: es ſey nichts leichter als dieſes, denn ſo eben lange der Erbprinz mit ſeinem Herrn Bruder, dem Prinzen Conſtantin, in Frankfurt an, wel¬ che mich zu ſprechen und zu kennen wuͤnſchten. Ich zeigte ſogleich die groͤßte Bereitwilligkeit ihnen aufzuwarten, und der neue Freund ver¬ ſetzte, daß ich damit nicht ſaͤumen ſolle, weil der Aufenthalt nicht lange dauern werde. Um
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[484/0492]
und Anlagen ſchienen jedoch durch den ſchreckli¬
chen Schloßbrand, der im May deſſelben Jah¬
res ſich ereignet hatte, geſtoͤrt und mit einer
langen Stockung bedroht; allein das Zu¬
trauen auf den Erbprinzen war ſo groß, daß
Jederman ſich uͤberzeugt hielt, dieſer Schade
werde nicht allein bald erſetzt, ſondern auch
deſſen ungeachtet jede andere Hoffnung reich¬
lich erfuͤllt werden. Wie ich mich nun, gleich¬
ſam als ein alter Bekannter, nach dieſen Perſo¬
nen und Gegenſtaͤnden erkundigte und den
Wunſch aͤußerte, mit den dortigen Verhaͤlt¬
niſſen naͤher bekannt zu ſeyn; ſo verſetzte der
Ankoͤmmling gar freundlich: es ſey nichts
leichter als dieſes, denn ſo eben lange der
Erbprinz mit ſeinem Herrn Bruder, dem
Prinzen Conſtantin, in Frankfurt an, wel¬
che mich zu ſprechen und zu kennen wuͤnſchten.
Ich zeigte ſogleich die groͤßte Bereitwilligkeit
ihnen aufzuwarten, und der neue Freund ver¬
ſetzte, daß ich damit nicht ſaͤumen ſolle, weil
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/492>, abgerufen am 23.11.2024.
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