ließen. Die betriebsame Gegend gab einen beruhigenden Anblick, weil das Nützliche hier aus Ordnung und Reinlichkeit hervortrat. Wir verlebten in diesen Betrachtungen glück¬ liche Tage.
Kehrte ich dann wieder zu meinem Freun¬ de Jacobi zurück, so genoß ich des entzücken¬ den Gefühls einer Verbindung durch das in¬ nerste Gemüth. Wir waren beyde von der lebendigsten Hoffnung gemeinsamer Wirkung belebt, dringend forderte ich ihn auf, alles was in ihm sich rege und bewege, in irgend einer Form kräftig darzustellen. Es war das Mittel, wodurch ich mich aus so viel Ver¬ wirrungen herausgerissen hatte, ich hoffte, es solle auch ihm zusagen. Er säumte nicht, es mit Muth zu ergreifen, und wie viel Gutes, Schönes, Herzerfreuendes hat er nicht ge¬ leistet! Und so schieden wir endlich in der seligen Empfindung ewiger Vereinigung, ganz
ließen. Die betriebſame Gegend gab einen beruhigenden Anblick, weil das Nuͤtzliche hier aus Ordnung und Reinlichkeit hervortrat. Wir verlebten in dieſen Betrachtungen gluͤck¬ liche Tage.
Kehrte ich dann wieder zu meinem Freun¬ de Jacobi zuruͤck, ſo genoß ich des entzuͤcken¬ den Gefuͤhls einer Verbindung durch das in¬ nerſte Gemuͤth. Wir waren beyde von der lebendigſten Hoffnung gemeinſamer Wirkung belebt, dringend forderte ich ihn auf, alles was in ihm ſich rege und bewege, in irgend einer Form kraͤftig darzuſtellen. Es war das Mittel, wodurch ich mich aus ſo viel Ver¬ wirrungen herausgeriſſen hatte, ich hoffte, es ſolle auch ihm zuſagen. Er ſaͤumte nicht, es mit Muth zu ergreifen, und wie viel Gutes, Schoͤnes, Herzerfreuendes hat er nicht ge¬ leiſtet! Und ſo ſchieden wir endlich in der ſeligen Empfindung ewiger Vereinigung, ganz
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0456"n="448"/>
ließen. Die betriebſame Gegend gab einen<lb/>
beruhigenden Anblick, weil das Nuͤtzliche hier<lb/>
aus Ordnung und Reinlichkeit hervortrat.<lb/>
Wir verlebten in dieſen Betrachtungen gluͤck¬<lb/>
liche Tage.</p><lb/><p>Kehrte ich dann wieder zu meinem Freun¬<lb/>
de Jacobi zuruͤck, ſo genoß ich des entzuͤcken¬<lb/>
den Gefuͤhls einer Verbindung durch das in¬<lb/>
nerſte Gemuͤth. Wir waren beyde von der<lb/>
lebendigſten Hoffnung gemeinſamer Wirkung<lb/>
belebt, dringend forderte ich ihn auf, alles<lb/>
was in ihm ſich rege und bewege, in irgend<lb/>
einer Form kraͤftig darzuſtellen. Es war das<lb/>
Mittel, wodurch ich mich aus ſo viel Ver¬<lb/>
wirrungen herausgeriſſen hatte, ich hoffte, es<lb/>ſolle auch ihm zuſagen. Er ſaͤumte nicht, es<lb/>
mit Muth zu ergreifen, und wie viel Gutes,<lb/>
Schoͤnes, Herzerfreuendes hat er nicht ge¬<lb/>
leiſtet! Und ſo ſchieden wir endlich in der<lb/>ſeligen Empfindung ewiger Vereinigung, ganz<lb/></p></div></body></text></TEI>
[448/0456]
ließen. Die betriebſame Gegend gab einen
beruhigenden Anblick, weil das Nuͤtzliche hier
aus Ordnung und Reinlichkeit hervortrat.
Wir verlebten in dieſen Betrachtungen gluͤck¬
liche Tage.
Kehrte ich dann wieder zu meinem Freun¬
de Jacobi zuruͤck, ſo genoß ich des entzuͤcken¬
den Gefuͤhls einer Verbindung durch das in¬
nerſte Gemuͤth. Wir waren beyde von der
lebendigſten Hoffnung gemeinſamer Wirkung
belebt, dringend forderte ich ihn auf, alles
was in ihm ſich rege und bewege, in irgend
einer Form kraͤftig darzuſtellen. Es war das
Mittel, wodurch ich mich aus ſo viel Ver¬
wirrungen herausgeriſſen hatte, ich hoffte, es
ſolle auch ihm zuſagen. Er ſaͤumte nicht, es
mit Muth zu ergreifen, und wie viel Gutes,
Schoͤnes, Herzerfreuendes hat er nicht ge¬
leiſtet! Und ſo ſchieden wir endlich in der
ſeligen Empfindung ewiger Vereinigung, ganz
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/456>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.