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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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rhein entstanden, aber von so geringer Be¬
deutung, daß sie leicht vermittelt werden
konnte, und hierzu waren die Frauen vor¬
züglich geeignet. Schon Sophie Laroche gab
uns den besten Begriff von diesen edlen Brü¬
dern; Demoiselle Fahlmer, von Düssel¬
dorf nach Frankfurt gezogen, und jenem Kreise
innig verwandt, gab durch die große Zart¬
heit ihres Gemüths, durch die ungemeine
Bildung des Geistes, ein Zeugniß von dem
Werth der Gesellschaft in der sie herangewach¬
sen. Sie beschämte uns nach und nach durch
ihre Geduld mit unserer grellen oberdeutschen
Manier, sie lehrte uns Schonung, indem sie
uns fühlen ließ, daß wir derselben auch wohl
bedürften. Die Treuherzigkeit der jüngern
Jacobischen Schwester, die große Heiterkeit
der Gattinn von Fritz Jacobi, leiteten unsern
Geist und Sinn immer mehr und mehr nach
jenen Gegenden. Die letztgedachte war ge¬
eignet, mich völlig einzunehmen: ohne eine
Spur von Sentimentalität richtig fühlend

rhein entſtanden, aber von ſo geringer Be¬
deutung, daß ſie leicht vermittelt werden
konnte, und hierzu waren die Frauen vor¬
zuͤglich geeignet. Schon Sophie Laroche gab
uns den beſten Begriff von dieſen edlen Bruͤ¬
dern; Demoiſelle Fahlmer, von Duͤſſel¬
dorf nach Frankfurt gezogen, und jenem Kreiſe
innig verwandt, gab durch die große Zart¬
heit ihres Gemuͤths, durch die ungemeine
Bildung des Geiſtes, ein Zeugniß von dem
Werth der Geſellſchaft in der ſie herangewach¬
ſen. Sie beſchaͤmte uns nach und nach durch
ihre Geduld mit unſerer grellen oberdeutſchen
Manier, ſie lehrte uns Schonung, indem ſie
uns fuͤhlen ließ, daß wir derſelben auch wohl
beduͤrften. Die Treuherzigkeit der juͤngern
Jacobiſchen Schweſter, die große Heiterkeit
der Gattinn von Fritz Jacobi, leiteten unſern
Geiſt und Sinn immer mehr und mehr nach
jenen Gegenden. Die letztgedachte war ge¬
eignet, mich voͤllig einzunehmen: ohne eine
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[431/0439] rhein entſtanden, aber von ſo geringer Be¬ deutung, daß ſie leicht vermittelt werden konnte, und hierzu waren die Frauen vor¬ zuͤglich geeignet. Schon Sophie Laroche gab uns den beſten Begriff von dieſen edlen Bruͤ¬ dern; Demoiſelle Fahlmer, von Duͤſſel¬ dorf nach Frankfurt gezogen, und jenem Kreiſe innig verwandt, gab durch die große Zart¬ heit ihres Gemuͤths, durch die ungemeine Bildung des Geiſtes, ein Zeugniß von dem Werth der Geſellſchaft in der ſie herangewach¬ ſen. Sie beſchaͤmte uns nach und nach durch ihre Geduld mit unſerer grellen oberdeutſchen Manier, ſie lehrte uns Schonung, indem ſie uns fuͤhlen ließ, daß wir derſelben auch wohl beduͤrften. Die Treuherzigkeit der juͤngern Jacobiſchen Schweſter, die große Heiterkeit der Gattinn von Fritz Jacobi, leiteten unſern Geiſt und Sinn immer mehr und mehr nach jenen Gegenden. Die letztgedachte war ge¬ eignet, mich voͤllig einzunehmen: ohne eine Spur von Sentimentalitaͤt richtig fuͤhlend

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/439>, abgerufen am 24.11.2024.