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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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guten Humor versetzt wurde. An Abend-
Mitternacht- und Morgenständchen fehlte es
auch nicht, und wir Jüngeren genossen des
Schlafs sehr wenig.

Im Gegensatze zu diesen Zerstreuungen,
brachte ich immer einen Theil der Nacht mit
Basedow zu. Dieser legte sich nie zu Bette,
sondern dictirte unaufhörlich. Manchmal warf
er sich auf's Lager und schlummerte, indessen
sein Tiro, die Feder in der Hand, ganz ru¬
hig sitzen blieb, und sogleich bereit war fort¬
zuschreiben, wenn der Halberwachte seinen
Gedanken wieder freyen Lauf gab. Dieß al¬
les geschah in einem dichtverschlossenen, von
Tabacks- und Schwammdampf erfüllten Zim¬
mer. So oft ich nun einen Tanz aussetzte,
sprang ich zu Basedow hinauf, der gleich
über jedes Problem zu sprechen und zu dis¬
putiren geneigt war, und, wenn ich nach
Verlauf einiger Zeit wieder zum Tanze hin¬
eilte, noch eh ich die Thüre hinter mir an¬

guten Humor verſetzt wurde. An Abend-
Mitternacht- und Morgenſtaͤndchen fehlte es
auch nicht, und wir Juͤngeren genoſſen des
Schlafs ſehr wenig.

Im Gegenſatze zu dieſen Zerſtreuungen,
brachte ich immer einen Theil der Nacht mit
Baſedow zu. Dieſer legte ſich nie zu Bette,
ſondern dictirte unaufhoͤrlich. Manchmal warf
er ſich auf’s Lager und ſchlummerte, indeſſen
ſein Tiro, die Feder in der Hand, ganz ru¬
hig ſitzen blieb, und ſogleich bereit war fort¬
zuſchreiben, wenn der Halberwachte ſeinen
Gedanken wieder freyen Lauf gab. Dieß al¬
les geſchah in einem dichtverſchloſſenen, von
Tabacks- und Schwammdampf erfuͤllten Zim¬
mer. So oft ich nun einen Tanz ausſetzte,
ſprang ich zu Baſedow hinauf, der gleich
uͤber jedes Problem zu ſprechen und zu dis¬
putiren geneigt war, und, wenn ich nach
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[423/0431] guten Humor verſetzt wurde. An Abend- Mitternacht- und Morgenſtaͤndchen fehlte es auch nicht, und wir Juͤngeren genoſſen des Schlafs ſehr wenig. Im Gegenſatze zu dieſen Zerſtreuungen, brachte ich immer einen Theil der Nacht mit Baſedow zu. Dieſer legte ſich nie zu Bette, ſondern dictirte unaufhoͤrlich. Manchmal warf er ſich auf’s Lager und ſchlummerte, indeſſen ſein Tiro, die Feder in der Hand, ganz ru¬ hig ſitzen blieb, und ſogleich bereit war fort¬ zuſchreiben, wenn der Halberwachte ſeinen Gedanken wieder freyen Lauf gab. Dieß al¬ les geſchah in einem dichtverſchloſſenen, von Tabacks- und Schwammdampf erfuͤllten Zim¬ mer. So oft ich nun einen Tanz ausſetzte, ſprang ich zu Baſedow hinauf, der gleich uͤber jedes Problem zu ſprechen und zu dis¬ putiren geneigt war, und, wenn ich nach Verlauf einiger Zeit wieder zum Tanze hin¬ eilte, noch eh ich die Thuͤre hinter mir an¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/431>, abgerufen am 24.11.2024.