chen hat. Beyde waren gleichzeitig, bestreb¬ ten sich in ihrer Jugend mit und neben ein¬ ander. Lenz jedoch, als ein vorübergehen¬ des Meteor, zog nur augenblicklich über den Horizont der deutschen Literatur hin und ver¬ schwand plötzlich, ohne im Leben eine Spur zu¬ rückzulassen; Klinger hingegen, als einflußrei¬ cher Schriftsteller, als thätiger Geschäftsmann, erhält sich noch bis auf diese Zeit. Von ihm werde ich nun ohne weitere Vergleichung, die sich von selbst ergiebt, sprechen, in so fern es nöthig ist, da er nicht im Verborgenen so manches geleistet und so vieles gewirkt, son¬ dern beydes, in weiterem und näherem Kreise, noch in gutem Andenken und Ansehn steht.
Klingers Aeußeres -- denn von diesem beginne ich immer am liebsten -- war sehr vortheilhaft. Die Natur hatte ihm eine große, schlanke, wohlgebaute Gestalt und eine regelmäßige Gesichtsbildung gegeben; er hielt auf seine Person, trug sich nett, und man
III. 25
chen hat. Beyde waren gleichzeitig, beſtreb¬ ten ſich in ihrer Jugend mit und neben ein¬ ander. Lenz jedoch, als ein voruͤbergehen¬ des Meteor, zog nur augenblicklich uͤber den Horizont der deutſchen Literatur hin und ver¬ ſchwand ploͤtzlich, ohne im Leben eine Spur zu¬ ruͤckzulaſſen; Klinger hingegen, als einflußrei¬ cher Schriftſteller, als thaͤtiger Geſchaͤftsmann, erhaͤlt ſich noch bis auf dieſe Zeit. Von ihm werde ich nun ohne weitere Vergleichung, die ſich von ſelbſt ergiebt, ſprechen, in ſo fern es noͤthig iſt, da er nicht im Verborgenen ſo manches geleiſtet und ſo vieles gewirkt, ſon¬ dern beydes, in weiterem und naͤherem Kreiſe, noch in gutem Andenken und Anſehn ſteht.
Klingers Aeußeres — denn von dieſem beginne ich immer am liebſten — war ſehr vortheilhaft. Die Natur hatte ihm eine große, ſchlanke, wohlgebaute Geſtalt und eine regelmaͤßige Geſichtsbildung gegeben; er hielt auf ſeine Perſon, trug ſich nett, und man
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chen hat. Beyde waren gleichzeitig, beſtreb¬
ten ſich in ihrer Jugend mit und neben ein¬
ander. Lenz jedoch, als ein voruͤbergehen¬
des Meteor, zog nur augenblicklich uͤber den
Horizont der deutſchen Literatur hin und ver¬
ſchwand ploͤtzlich, ohne im Leben eine Spur zu¬
ruͤckzulaſſen; Klinger hingegen, als einflußrei¬
cher Schriftſteller, als thaͤtiger Geſchaͤftsmann,
erhaͤlt ſich noch bis auf dieſe Zeit. Von ihm
werde ich nun ohne weitere Vergleichung, die
ſich von ſelbſt ergiebt, ſprechen, in ſo fern es
noͤthig iſt, da er nicht im Verborgenen ſo
manches geleiſtet und ſo vieles gewirkt, ſon¬
dern beydes, in weiterem und naͤherem Kreiſe,
noch in gutem Andenken und Anſehn ſteht.
Klingers Aeußeres — denn von dieſem
beginne ich immer am liebſten — war ſehr
vortheilhaft. Die Natur hatte ihm eine
große, ſchlanke, wohlgebaute Geſtalt und eine
regelmaͤßige Geſichtsbildung gegeben; er hielt
auf ſeine Perſon, trug ſich nett, und man
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/393>, abgerufen am 24.11.2024.
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