Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

zu der Zeit also, wo Goetz noch nicht geschrie¬
ben gewesen. In Lenzens Straßburger Ver¬
hältnissen schien ein literarischer Cirkel den ich
nicht kennen sollte, etwas problematisch; allein
ich ließ es hingehen, und verschaffte ihm zu
dieser wie zu seinen übrigen Schriften bald
Verleger, ohne auch nur im mindesten zu ahn¬
den, daß er mich zum vorzüglichsten Gegen¬
stande seines imaginären Hasses, und zum Ziel
einer abenteuerlichen und grillenhaften Ver¬
folgung ausersehn hatte.

Vorübergehend will ich nur, der Folge
wegen, noch eines guten Gesellen gedenken,
der, obgleich von keinen außerordentlichen Ga¬
ben, doch auch mitzählte. Er hieß Wagner,
erst ein Glied der Straßburger, dann der
Frankfurter Gesellschaft; nicht ohne Geist, Ta¬
lent und Unterricht. Er zeigte sich als ein
Strebender, und so war er willkommen. Auch
hielt er treulich an mir, und weil ich aus al¬
lem was ich vorhatte kein Geheimniß machte,

zu der Zeit alſo, wo Goetz noch nicht geſchrie¬
ben geweſen. In Lenzens Straßburger Ver¬
haͤltniſſen ſchien ein literariſcher Cirkel den ich
nicht kennen ſollte, etwas problematiſch; allein
ich ließ es hingehen, und verſchaffte ihm zu
dieſer wie zu ſeinen uͤbrigen Schriften bald
Verleger, ohne auch nur im mindeſten zu ahn¬
den, daß er mich zum vorzuͤglichſten Gegen¬
ſtande ſeines imaginaͤren Haſſes, und zum Ziel
einer abenteuerlichen und grillenhaften Ver¬
folgung auserſehn hatte.

Voruͤbergehend will ich nur, der Folge
wegen, noch eines guten Geſellen gedenken,
der, obgleich von keinen außerordentlichen Ga¬
ben, doch auch mitzaͤhlte. Er hieß Wagner,
erſt ein Glied der Straßburger, dann der
Frankfurter Geſellſchaft; nicht ohne Geiſt, Ta¬
lent und Unterricht. Er zeigte ſich als ein
Strebender, und ſo war er willkommen. Auch
hielt er treulich an mir, und weil ich aus al¬
lem was ich vorhatte kein Geheimniß machte,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0391" n="383"/>
zu der Zeit al&#x017F;o, wo Goetz noch nicht ge&#x017F;chrie¬<lb/>
ben gewe&#x017F;en. In Lenzens Straßburger Ver¬<lb/>
ha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chien ein literari&#x017F;cher Cirkel den ich<lb/>
nicht kennen &#x017F;ollte, etwas problemati&#x017F;ch; allein<lb/>
ich ließ es hingehen, und ver&#x017F;chaffte ihm zu<lb/>
die&#x017F;er wie zu &#x017F;einen u&#x0364;brigen Schriften bald<lb/>
Verleger, ohne auch nur im minde&#x017F;ten zu ahn¬<lb/>
den, daß er mich zum vorzu&#x0364;glich&#x017F;ten Gegen¬<lb/>
&#x017F;tande &#x017F;eines imagina&#x0364;ren Ha&#x017F;&#x017F;es, und zum Ziel<lb/>
einer abenteuerlichen und grillenhaften Ver¬<lb/>
folgung auser&#x017F;ehn hatte.</p><lb/>
        <p>Voru&#x0364;bergehend will ich nur, der Folge<lb/>
wegen, noch eines guten Ge&#x017F;ellen gedenken,<lb/>
der, obgleich von keinen außerordentlichen Ga¬<lb/>
ben, doch auch mitza&#x0364;hlte. Er hieß <hi rendition="#g">Wagner</hi>,<lb/>
er&#x017F;t ein Glied der Straßburger, dann der<lb/>
Frankfurter Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft; nicht ohne Gei&#x017F;t, Ta¬<lb/>
lent und Unterricht. Er zeigte &#x017F;ich als ein<lb/>
Strebender, und &#x017F;o war er willkommen. Auch<lb/>
hielt er treulich an mir, und weil ich aus al¬<lb/>
lem was ich vorhatte kein Geheimniß machte,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0391] zu der Zeit alſo, wo Goetz noch nicht geſchrie¬ ben geweſen. In Lenzens Straßburger Ver¬ haͤltniſſen ſchien ein literariſcher Cirkel den ich nicht kennen ſollte, etwas problematiſch; allein ich ließ es hingehen, und verſchaffte ihm zu dieſer wie zu ſeinen uͤbrigen Schriften bald Verleger, ohne auch nur im mindeſten zu ahn¬ den, daß er mich zum vorzuͤglichſten Gegen¬ ſtande ſeines imaginaͤren Haſſes, und zum Ziel einer abenteuerlichen und grillenhaften Ver¬ folgung auserſehn hatte. Voruͤbergehend will ich nur, der Folge wegen, noch eines guten Geſellen gedenken, der, obgleich von keinen außerordentlichen Ga¬ ben, doch auch mitzaͤhlte. Er hieß Wagner, erſt ein Glied der Straßburger, dann der Frankfurter Geſellſchaft; nicht ohne Geiſt, Ta¬ lent und Unterricht. Er zeigte ſich als ein Strebender, und ſo war er willkommen. Auch hielt er treulich an mir, und weil ich aus al¬ lem was ich vorhatte kein Geheimniß machte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/391
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/391>, abgerufen am 24.11.2024.