Uebrigens lebte er, wie seine Zöglinge, meistens mit Officieren der Garnison, wobey ihm die wundersamen Anschauungen, die er später in dem Lustspiel die Soldaten auf¬ stellte, mögen geworden seyn. Indessen hatte diese frühe Bekanntschaft mit dem Militair die eigene Folge für ihn, daß er sich für ei¬ nen großen Kenner des Waffenwesens hielt; auch hatte er wirklich dieses Fach nach und nach so im Detail studirt, daß er, einige Jahre später, ein großes Memoire an den französischen Kriegsminister aufsetzte, wovon er sich den besten Erfolg versprach. Die Ge¬ brechen jenes Zustandes waren ziemlich gut gesehn, die Heilmittel dagegen lächerlich und unausführbar. Er aber hielt sich überzeugt, daß er dadurch bey Hofe großen Einfluß ge¬ winnen könne, und wußte es den Freunden schlechten Dank, die ihn, theils durch Gründe, theils durch thätigen Widerstand, abhielten, dieses phantastische Werk, das schon sauber abgeschrieben, mit einem Briefe begleitet,
Uebrigens lebte er, wie ſeine Zoͤglinge, meiſtens mit Officieren der Garniſon, wobey ihm die wunderſamen Anſchauungen, die er ſpaͤter in dem Luſtſpiel die Soldaten auf¬ ſtellte, moͤgen geworden ſeyn. Indeſſen hatte dieſe fruͤhe Bekanntſchaft mit dem Militair die eigene Folge fuͤr ihn, daß er ſich fuͤr ei¬ nen großen Kenner des Waffenweſens hielt; auch hatte er wirklich dieſes Fach nach und nach ſo im Detail ſtudirt, daß er, einige Jahre ſpaͤter, ein großes Memoire an den franzoͤſiſchen Kriegsminiſter aufſetzte, wovon er ſich den beſten Erfolg verſprach. Die Ge¬ brechen jenes Zuſtandes waren ziemlich gut geſehn, die Heilmittel dagegen laͤcherlich und unausfuͤhrbar. Er aber hielt ſich uͤberzeugt, daß er dadurch bey Hofe großen Einfluß ge¬ winnen koͤnne, und wußte es den Freunden ſchlechten Dank, die ihn, theils durch Gruͤnde, theils durch thaͤtigen Widerſtand, abhielten, dieſes phantaſtiſche Werk, das ſchon ſauber abgeſchrieben, mit einem Briefe begleitet,
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Uebrigens lebte er, wie ſeine Zoͤglinge,
meiſtens mit Officieren der Garniſon, wobey
ihm die wunderſamen Anſchauungen, die er
ſpaͤter in dem Luſtſpiel die Soldaten auf¬
ſtellte, moͤgen geworden ſeyn. Indeſſen hatte
dieſe fruͤhe Bekanntſchaft mit dem Militair
die eigene Folge fuͤr ihn, daß er ſich fuͤr ei¬
nen großen Kenner des Waffenweſens hielt;
auch hatte er wirklich dieſes Fach nach und
nach ſo im Detail ſtudirt, daß er, einige
Jahre ſpaͤter, ein großes Memoire an den
franzoͤſiſchen Kriegsminiſter aufſetzte, wovon
er ſich den beſten Erfolg verſprach. Die Ge¬
brechen jenes Zuſtandes waren ziemlich gut
geſehn, die Heilmittel dagegen laͤcherlich und
unausfuͤhrbar. Er aber hielt ſich uͤberzeugt,
daß er dadurch bey Hofe großen Einfluß ge¬
winnen koͤnne, und wußte es den Freunden
ſchlechten Dank, die ihn, theils durch Gruͤnde,
theils durch thaͤtigen Widerſtand, abhielten,
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/387>, abgerufen am 24.11.2024.
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