ten. Ich that es, indem ich einen tüchti¬ gen Mantelsack auf die Diligence packte, und in wenig Stunden befand ich mich in ihrer Nä¬ he. Ich traf eine große und lustige Gesellschaft, nahm den Vater bey Seite, überreichte ihm den Riß, über den er große Freude bezeigte; ich besprach mit ihm, was ich bey der Aus¬ arbeitung gedacht hatte; er war außer sich vor Vergnügen, besonders lobte er die Rein¬ lichkeit der Zeichnung: die hatte ich von Ju¬ gend auf geübt und mir dießmal auf dem schönsten Papier noch besondere Mühe gege¬ ben. Allein dieses Vergnügen wurde unserm guten Wirthe gar bald verkümmert, da er, gegen meinen Rath, in der Freude seines Herzens, den Riß der Gesellschaft vorlegte. Weit entfernt, daran die erwünschte Theil¬ nahme zu äußern, achteten die einen diese köstliche Arbeit gar nicht; andere, die etwas von der Sache zu verstehn glaubten, mach¬ ten es noch schlimmer; sie tadelten den Ent¬ wurf als nicht kunstgerecht, und als der
ten. Ich that es, indem ich einen tuͤchti¬ gen Mantelſack auf die Diligence packte, und in wenig Stunden befand ich mich in ihrer Naͤ¬ he. Ich traf eine große und luſtige Geſellſchaft, nahm den Vater bey Seite, uͤberreichte ihm den Riß, uͤber den er große Freude bezeigte; ich beſprach mit ihm, was ich bey der Aus¬ arbeitung gedacht hatte; er war außer ſich vor Vergnuͤgen, beſonders lobte er die Rein¬ lichkeit der Zeichnung: die hatte ich von Ju¬ gend auf geuͤbt und mir dießmal auf dem ſchoͤnſten Papier noch beſondere Muͤhe gege¬ ben. Allein dieſes Vergnuͤgen wurde unſerm guten Wirthe gar bald verkuͤmmert, da er, gegen meinen Rath, in der Freude ſeines Herzens, den Riß der Geſellſchaft vorlegte. Weit entfernt, daran die erwuͤnſchte Theil¬ nahme zu aͤußern, achteten die einen dieſe koͤſtliche Arbeit gar nicht; andere, die etwas von der Sache zu verſtehn glaubten, mach¬ ten es noch ſchlimmer; ſie tadelten den Ent¬ wurf als nicht kunſtgerecht, und als der
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ten. Ich that es, indem ich einen tuͤchti¬
gen Mantelſack auf die Diligence packte, und
in wenig Stunden befand ich mich in ihrer Naͤ¬
he. Ich traf eine große und luſtige Geſellſchaft,
nahm den Vater bey Seite, uͤberreichte ihm
den Riß, uͤber den er große Freude bezeigte;
ich beſprach mit ihm, was ich bey der Aus¬
arbeitung gedacht hatte; er war außer ſich
vor Vergnuͤgen, beſonders lobte er die Rein¬
lichkeit der Zeichnung: die hatte ich von Ju¬
gend auf geuͤbt und mir dießmal auf dem
ſchoͤnſten Papier noch beſondere Muͤhe gege¬
ben. Allein dieſes Vergnuͤgen wurde unſerm
guten Wirthe gar bald verkuͤmmert, da er,
gegen meinen Rath, in der Freude ſeines
Herzens, den Riß der Geſellſchaft vorlegte.
Weit entfernt, daran die erwuͤnſchte Theil¬
nahme zu aͤußern, achteten die einen dieſe
koͤſtliche Arbeit gar nicht; andere, die etwas
von der Sache zu verſtehn glaubten, mach¬
ten es noch ſchlimmer; ſie tadelten den Ent¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/34>, abgerufen am 18.12.2024.
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