lich zeichnete. Indessen hatte ich ihr Bücher geschickt und ein kurzes freundliches Wort da¬ zu geschrieben. Ich erhielt sogleich Antwort und erfreute mich ihrer leichten, hübschen, herzlichen Hand. Ebenso war Inhalt und Styl natürlich, gut, liebevoll, von innen heraus, und so wurde der angenehme Ein¬ druck, den sie auf mich gemacht, immer erhal¬ ten und erneuert. Ich wiederholte mir die Vorzüge ihres holden Wesens nur gar zu gern, und nährte die Hoffnung, sie bald und auf längere Zeit wiederzusehn.
Es bedurfte nun nicht mehr eines Zu¬ rufs von Seiten des braven Lehrers; er hatte mich durch jene Worte zur rechten Zeit so aus dem Grunde curirt, daß ich ihn und seine Kranken nicht leicht wiederzusehen Lust hatte. Der Briefwechsel mit Friedriken wurde lebhafter. Sie lud mich ein zu einem Feste, wozu auch überrheinische Freunde kommen wür¬ den; ich sollte mich auf längere Zeit einrich¬
lich zeichnete. Indeſſen hatte ich ihr Buͤcher geſchickt und ein kurzes freundliches Wort da¬ zu geſchrieben. Ich erhielt ſogleich Antwort und erfreute mich ihrer leichten, huͤbſchen, herzlichen Hand. Ebenſo war Inhalt und Styl natuͤrlich, gut, liebevoll, von innen heraus, und ſo wurde der angenehme Ein¬ druck, den ſie auf mich gemacht, immer erhal¬ ten und erneuert. Ich wiederholte mir die Vorzuͤge ihres holden Weſens nur gar zu gern, und naͤhrte die Hoffnung, ſie bald und auf laͤngere Zeit wiederzuſehn.
Es bedurfte nun nicht mehr eines Zu¬ rufs von Seiten des braven Lehrers; er hatte mich durch jene Worte zur rechten Zeit ſo aus dem Grunde curirt, daß ich ihn und ſeine Kranken nicht leicht wiederzuſehen Luſt hatte. Der Briefwechſel mit Friedriken wurde lebhafter. Sie lud mich ein zu einem Feſte, wozu auch uͤberrheiniſche Freunde kommen wuͤr¬ den; ich ſollte mich auf laͤngere Zeit einrich¬
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lich zeichnete. Indeſſen hatte ich ihr Buͤcher
geſchickt und ein kurzes freundliches Wort da¬
zu geſchrieben. Ich erhielt ſogleich Antwort
und erfreute mich ihrer leichten, huͤbſchen,
herzlichen Hand. Ebenſo war Inhalt und
Styl natuͤrlich, gut, liebevoll, von innen
heraus, und ſo wurde der angenehme Ein¬
druck, den ſie auf mich gemacht, immer erhal¬
ten und erneuert. Ich wiederholte mir die
Vorzuͤge ihres holden Weſens nur gar zu gern,
und naͤhrte die Hoffnung, ſie bald und auf
laͤngere Zeit wiederzuſehn.
Es bedurfte nun nicht mehr eines Zu¬
rufs von Seiten des braven Lehrers; er
hatte mich durch jene Worte zur rechten Zeit
ſo aus dem Grunde curirt, daß ich ihn und
ſeine Kranken nicht leicht wiederzuſehen Luſt
hatte. Der Briefwechſel mit Friedriken wurde
lebhafter. Sie lud mich ein zu einem Feſte,
wozu auch uͤberrheiniſche Freunde kommen wuͤr¬
den; ich ſollte mich auf laͤngere Zeit einrich¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/33>, abgerufen am 23.11.2024.
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