Goetz ihn selber so nenne; allein mir ward erwiedert, daß dieses eine Redensart sey, wel¬ che nur ein näheres freundschaftliches Ver¬ hältniß ausdrücke, wie man ja in der neue¬ ren Zeit die Postillone auch Schwager nen¬ ne, ohne daß ein Familienband sie an uns knüpft. Ich dankte so gut ich konnte für diese Belehrung und bedauerte nur, daß dem Uebel nicht mehr abzuhelfen sey. Dieses ward von seiner Seite gleichfalls bedauert, wobey er mich freundlichst zu fernerem Stu¬ dium der deutschen Geschichte und Verfassung ermahnte, und mir dazu seine Bibliothek an¬ bot, von der ich auch in der Folge guten Ge¬ brauch machte.
Das Lustigste jedoch, was mir in dieser Art begegnete, war der Besuch eines Buch¬ händlers, der mit einer heiteren Freymüthig¬ keit, sich ein Dutzend solcher Stücke ausbat, und sie gut zu honoriren versprach. Daß wir uns darüber sehr lustig machten, läßt sich
Goetz ihn ſelber ſo nenne; allein mir ward erwiedert, daß dieſes eine Redensart ſey, wel¬ che nur ein naͤheres freundſchaftliches Ver¬ haͤltniß ausdruͤcke, wie man ja in der neue¬ ren Zeit die Poſtillone auch Schwager nen¬ ne, ohne daß ein Familienband ſie an uns knuͤpft. Ich dankte ſo gut ich konnte fuͤr dieſe Belehrung und bedauerte nur, daß dem Uebel nicht mehr abzuhelfen ſey. Dieſes ward von ſeiner Seite gleichfalls bedauert, wobey er mich freundlichſt zu fernerem Stu¬ dium der deutſchen Geſchichte und Verfaſſung ermahnte, und mir dazu ſeine Bibliothek an¬ bot, von der ich auch in der Folge guten Ge¬ brauch machte.
Das Luſtigſte jedoch, was mir in dieſer Art begegnete, war der Beſuch eines Buch¬ haͤndlers, der mit einer heiteren Freymuͤthig¬ keit, ſich ein Dutzend ſolcher Stuͤcke ausbat, und ſie gut zu honoriren verſprach. Daß wir uns daruͤber ſehr luſtig machten, laͤßt ſich
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Goetz ihn ſelber ſo nenne; allein mir ward
erwiedert, daß dieſes eine Redensart ſey, wel¬
che nur ein naͤheres freundſchaftliches Ver¬
haͤltniß ausdruͤcke, wie man ja in der neue¬
ren Zeit die Poſtillone auch Schwager nen¬
ne, ohne daß ein Familienband ſie an uns
knuͤpft. Ich dankte ſo gut ich konnte fuͤr
dieſe Belehrung und bedauerte nur, daß dem
Uebel nicht mehr abzuhelfen ſey. Dieſes
ward von ſeiner Seite gleichfalls bedauert,
wobey er mich freundlichſt zu fernerem Stu¬
dium der deutſchen Geſchichte und Verfaſſung
ermahnte, und mir dazu ſeine Bibliothek an¬
bot, von der ich auch in der Folge guten Ge¬
brauch machte.
Das Luſtigſte jedoch, was mir in dieſer
Art begegnete, war der Beſuch eines Buch¬
haͤndlers, der mit einer heiteren Freymuͤthig¬
keit, ſich ein Dutzend ſolcher Stuͤcke ausbat,
und ſie gut zu honoriren verſprach. Daß wir
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/323>, abgerufen am 23.11.2024.
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