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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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denn indem die beyden Frauen sich einander
näherten, hatte Merk mit Herrn von Laroche
als Welt- und Geschäftskenner, als unterrich¬
tet und gereist, nähere Berührung. Der
Knabe gesellte sich zu den Knaben, und die
Töchter fielen mir zu, von denen die älteste
mich gar bald besonders anzog. Es ist eine
sehr angenehme Empfindung, wenn sich eine
neue Leidenschaft in uns zu regen anfängt,
ehe die alte noch ganz verklungen ist. So
sieht man bey untergehender Sonne gern auf
der entgegengesetzten Seite den Mond aufgehn
und erfreut sich an dem Doppelglanze der
beyden Himmelslichter.

Nun fehlte es nicht an reicher Unterhal¬
tung in und außer dem Hause. Man durch¬
strich die Gegend; Ehrenbreitstein diesseits,
die Carthause jenseits wurden bestiegen. Die
Stadt, die Moselbrücke, die Fähre die uns
über den Rhein brachte, alles gewährte das
mannichfachste Vergnügen. Noch nicht erbaut

denn indem die beyden Frauen ſich einander
naͤherten, hatte Merk mit Herrn von Laroche
als Welt- und Geſchaͤftskenner, als unterrich¬
tet und gereiſt, naͤhere Beruͤhrung. Der
Knabe geſellte ſich zu den Knaben, und die
Toͤchter fielen mir zu, von denen die aͤlteſte
mich gar bald beſonders anzog. Es iſt eine
ſehr angenehme Empfindung, wenn ſich eine
neue Leidenſchaft in uns zu regen anfaͤngt,
ehe die alte noch ganz verklungen iſt. So
ſieht man bey untergehender Sonne gern auf
der entgegengeſetzten Seite den Mond aufgehn
und erfreut ſich an dem Doppelglanze der
beyden Himmelslichter.

Nun fehlte es nicht an reicher Unterhal¬
tung in und außer dem Hauſe. Man durch¬
ſtrich die Gegend; Ehrenbreitſtein dieſſeits,
die Carthauſe jenſeits wurden beſtiegen. Die
Stadt, die Moſelbruͤcke, die Faͤhre die uns
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[281/0289] denn indem die beyden Frauen ſich einander naͤherten, hatte Merk mit Herrn von Laroche als Welt- und Geſchaͤftskenner, als unterrich¬ tet und gereiſt, naͤhere Beruͤhrung. Der Knabe geſellte ſich zu den Knaben, und die Toͤchter fielen mir zu, von denen die aͤlteſte mich gar bald beſonders anzog. Es iſt eine ſehr angenehme Empfindung, wenn ſich eine neue Leidenſchaft in uns zu regen anfaͤngt, ehe die alte noch ganz verklungen iſt. So ſieht man bey untergehender Sonne gern auf der entgegengeſetzten Seite den Mond aufgehn und erfreut ſich an dem Doppelglanze der beyden Himmelslichter. Nun fehlte es nicht an reicher Unterhal¬ tung in und außer dem Hauſe. Man durch¬ ſtrich die Gegend; Ehrenbreitſtein dieſſeits, die Carthauſe jenſeits wurden beſtiegen. Die Stadt, die Moſelbruͤcke, die Faͤhre die uns uͤber den Rhein brachte, alles gewaͤhrte das mannichfachſte Vergnuͤgen. Noch nicht erbaut

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/289>, abgerufen am 24.11.2024.