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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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nige was allenfalls übergriff, was zu Hän¬
deln und Zwist Anlaß geben konnte, gleich zu
schlichten und abzuthun verstand. Auch hier
fanden wir unsern ehrlichen Wakefield wie¬
der, in seinem wohlbekannten Kreise, aber
nicht mehr wie er leibte und lebte, sondern
als Schatten, zurückgerufen durch des elegi¬
schen Dichters leise Klagetöne. Schon der
Gedanke dieser Darstellung ist einer der glück¬
lichsten, sobald einmal der Vorsatz gefaßt ist,
ein unschuldiges Vergangene mit anmuthiger
Trauer wieder heranzufordern. Und wie ge¬
lungen ist in jedem Sinne dem Engländer
dieses gemüthliche Vorhaben! Ich theilte den
Enthusiasmus für dieses allerliebste Gedicht
mit Gottern, dem die von uns beyden unter¬
nommene Uebersetzung besser als mir geglückt
ist: denn ich hatte allzu ängstlich die zarte
Bedeutsamkeit des Originals in unserer Spra¬
che nachzubilden getrachtet, und war daher
wohl mit einzelnen Stellen, nicht aber mit
dem Ganzen übereingekommen.

nige was allenfalls uͤbergriff, was zu Haͤn¬
deln und Zwiſt Anlaß geben konnte, gleich zu
ſchlichten und abzuthun verſtand. Auch hier
fanden wir unſern ehrlichen Wakefield wie¬
der, in ſeinem wohlbekannten Kreiſe, aber
nicht mehr wie er leibte und lebte, ſondern
als Schatten, zuruͤckgerufen durch des elegi¬
ſchen Dichters leiſe Klagetoͤne. Schon der
Gedanke dieſer Darſtellung iſt einer der gluͤck¬
lichſten, ſobald einmal der Vorſatz gefaßt iſt,
ein unſchuldiges Vergangene mit anmuthiger
Trauer wieder heranzufordern. Und wie ge¬
lungen iſt in jedem Sinne dem Englaͤnder
dieſes gemuͤthliche Vorhaben! Ich theilte den
Enthuſiasmus fuͤr dieſes allerliebſte Gedicht
mit Gottern, dem die von uns beyden unter¬
nommene Ueberſetzung beſſer als mir gegluͤckt
iſt: denn ich hatte allzu aͤngſtlich die zarte
Bedeutſamkeit des Originals in unſerer Spra¬
che nachzubilden getrachtet, und war daher
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[240/0248] nige was allenfalls uͤbergriff, was zu Haͤn¬ deln und Zwiſt Anlaß geben konnte, gleich zu ſchlichten und abzuthun verſtand. Auch hier fanden wir unſern ehrlichen Wakefield wie¬ der, in ſeinem wohlbekannten Kreiſe, aber nicht mehr wie er leibte und lebte, ſondern als Schatten, zuruͤckgerufen durch des elegi¬ ſchen Dichters leiſe Klagetoͤne. Schon der Gedanke dieſer Darſtellung iſt einer der gluͤck¬ lichſten, ſobald einmal der Vorſatz gefaßt iſt, ein unſchuldiges Vergangene mit anmuthiger Trauer wieder heranzufordern. Und wie ge¬ lungen iſt in jedem Sinne dem Englaͤnder dieſes gemuͤthliche Vorhaben! Ich theilte den Enthuſiasmus fuͤr dieſes allerliebſte Gedicht mit Gottern, dem die von uns beyden unter¬ nommene Ueberſetzung beſſer als mir gegluͤckt iſt: denn ich hatte allzu aͤngſtlich die zarte Bedeutſamkeit des Originals in unſerer Spra¬ che nachzubilden getrachtet, und war daher wohl mit einzelnen Stellen, nicht aber mit dem Ganzen uͤbereingekommen.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/248>, abgerufen am 23.11.2024.