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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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Wie man aber Verletzungen und Krank¬
heiten in der Jugend rasch überwindet, weil
ein gesundes System des organischen Lebens
für ein krankes einstehen und ihm Zeit lassen
kann auch wieder zu gesunden, so traten kör¬
perliche Uebungen glücklicher Weise, bey man¬
cher günstigen Gelegenheit, gar vortheilhaft
hervor, und ich ward zu frischem Ermannen,
zu neuen Lebensfreuden und Genüssen vielfäl¬
tig aufgeregt. Das Reiten verdrängte nach
und nach jene schlendernden, melancholischen,
beschwerlichen und doch langsamen und zweck¬
losen Fußwanderungen; man kam schneller,
lustiger und bequemer zum Zweck. Die jün¬
gern Gesellen führten das Fechten wieder ein;
besonders aber that sich, bey eintretendem Win¬
ter, eine neue Welt vor uns auf, indem ich
mich zum Schlittschuhfahren, welches ich nie
versucht hatte, rasch entschloß, und es in kur¬
zer Zeit, durch Uebung, Nachdenken und Be¬
harrlichkeit, so weit brachte, als nöthig ist,

Wie man aber Verletzungen und Krank¬
heiten in der Jugend raſch uͤberwindet, weil
ein geſundes Syſtem des organiſchen Lebens
fuͤr ein krankes einſtehen und ihm Zeit laſſen
kann auch wieder zu geſunden, ſo traten koͤr¬
perliche Uebungen gluͤcklicher Weiſe, bey man¬
cher guͤnſtigen Gelegenheit, gar vortheilhaft
hervor, und ich ward zu friſchem Ermannen,
zu neuen Lebensfreuden und Genuͤſſen vielfaͤl¬
tig aufgeregt. Das Reiten verdraͤngte nach
und nach jene ſchlendernden, melancholiſchen,
beſchwerlichen und doch langſamen und zweck¬
loſen Fußwanderungen; man kam ſchneller,
luſtiger und bequemer zum Zweck. Die juͤn¬
gern Geſellen fuͤhrten das Fechten wieder ein;
beſonders aber that ſich, bey eintretendem Win¬
ter, eine neue Welt vor uns auf, indem ich
mich zum Schlittſchuhfahren, welches ich nie
verſucht hatte, raſch entſchloß, und es in kur¬
zer Zeit, durch Uebung, Nachdenken und Be¬
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[183/0191] Wie man aber Verletzungen und Krank¬ heiten in der Jugend raſch uͤberwindet, weil ein geſundes Syſtem des organiſchen Lebens fuͤr ein krankes einſtehen und ihm Zeit laſſen kann auch wieder zu geſunden, ſo traten koͤr¬ perliche Uebungen gluͤcklicher Weiſe, bey man¬ cher guͤnſtigen Gelegenheit, gar vortheilhaft hervor, und ich ward zu friſchem Ermannen, zu neuen Lebensfreuden und Genuͤſſen vielfaͤl¬ tig aufgeregt. Das Reiten verdraͤngte nach und nach jene ſchlendernden, melancholiſchen, beſchwerlichen und doch langſamen und zweck¬ loſen Fußwanderungen; man kam ſchneller, luſtiger und bequemer zum Zweck. Die juͤn¬ gern Geſellen fuͤhrten das Fechten wieder ein; beſonders aber that ſich, bey eintretendem Win¬ ter, eine neue Welt vor uns auf, indem ich mich zum Schlittſchuhfahren, welches ich nie verſucht hatte, raſch entſchloß, und es in kur¬ zer Zeit, durch Uebung, Nachdenken und Be¬ harrlichkeit, ſo weit brachte, als noͤthig iſt,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/191>, abgerufen am 27.11.2024.