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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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Vater mit Ungeduld erwarteter jüngerer Sohn
ins Zimmer sprang und sich dreust zu uns
setzte, indem er von den Gästen wenig No¬
tiz nahm, so enthielt ich mich kaum auszu¬
rufen: Moses, bist du auch da!

Die Unterhaltung bey Tische erweiterte
die Ansicht jenes Land- und Familienkreises,
indem von mancherley lustigen Begebenheiten,
die bald da bald dort vorgefallen, die Rede
war. Friedricke, die neben mir saß, nahm
daher Gelegenheit, mir verschiedene Ortschaf¬
ten zu beschreiben, die es wohl zu besuchen
der Mühe werth sey. Da immer ein Ge¬
schichtchen das andere hervorruft, so konnte
ich nun auch mich desto besser in das Gespräch
mischen und ähnliche Begebenheiten erzählen,
und weil hiebey ein guter Landwein keines¬
wegs geschont wurde, so stand ich in Gefahr,
aus meiner Rolle zu fallen, weshalb der vor¬
sichtigere Freund den schönen Mondschein zum

Vater mit Ungeduld erwarteter juͤngerer Sohn
ins Zimmer ſprang und ſich dreuſt zu uns
ſetzte, indem er von den Gaͤſten wenig No¬
tiz nahm, ſo enthielt ich mich kaum auszu¬
rufen: Moſes, biſt du auch da!

Die Unterhaltung bey Tiſche erweiterte
die Anſicht jenes Land- und Familienkreiſes,
indem von mancherley luſtigen Begebenheiten,
die bald da bald dort vorgefallen, die Rede
war. Friedricke, die neben mir ſaß, nahm
daher Gelegenheit, mir verſchiedene Ortſchaf¬
ten zu beſchreiben, die es wohl zu beſuchen
der Muͤhe werth ſey. Da immer ein Ge¬
ſchichtchen das andere hervorruft, ſo konnte
ich nun auch mich deſto beſſer in das Geſpraͤch
miſchen und aͤhnliche Begebenheiten erzaͤhlen,
und weil hiebey ein guter Landwein keines¬
wegs geſchont wurde, ſo ſtand ich in Gefahr,
aus meiner Rolle zu fallen, weshalb der vor¬
ſichtigere Freund den ſchoͤnen Mondſchein zum

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[540/0548] Vater mit Ungeduld erwarteter juͤngerer Sohn ins Zimmer ſprang und ſich dreuſt zu uns ſetzte, indem er von den Gaͤſten wenig No¬ tiz nahm, ſo enthielt ich mich kaum auszu¬ rufen: Moſes, biſt du auch da! Die Unterhaltung bey Tiſche erweiterte die Anſicht jenes Land- und Familienkreiſes, indem von mancherley luſtigen Begebenheiten, die bald da bald dort vorgefallen, die Rede war. Friedricke, die neben mir ſaß, nahm daher Gelegenheit, mir verſchiedene Ortſchaf¬ ten zu beſchreiben, die es wohl zu beſuchen der Muͤhe werth ſey. Da immer ein Ge¬ ſchichtchen das andere hervorruft, ſo konnte ich nun auch mich deſto beſſer in das Geſpraͤch miſchen und aͤhnliche Begebenheiten erzaͤhlen, und weil hiebey ein guter Landwein keines¬ wegs geſchont wurde, ſo ſtand ich in Gefahr, aus meiner Rolle zu fallen, weshalb der vor¬ ſichtigere Freund den ſchoͤnen Mondſchein zum

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/548>, abgerufen am 22.11.2024.