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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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uns vorbereiten, und dieses soll nunmehr ge¬
schehen."

Er hatte die ganze Rede, besonders aber
die letzte Stelle, mit Ton und Gebärden eines
Kapuziners vorgetragen: denn da er catholisch
war, so mochte er genugsame Gelegenheit ge¬
habt haben, die Redekunst dieser Väter zu
studiren. Nun schien er außer Athem, trock¬
nete sein jung-kahles Haupt, das ihm wirk¬
lich das Ansehen eines Pfaffen gab, und setz¬
te durch diese Possen die leichtgesinnte Socie¬
tät in so gute Laune, daß Jedermann be¬
gierig war ihn weiter zu hören. Allein an¬
statt fortzufahren, zog er den Beutel und
wendete sich zur nächsten Dame: "Es kommt
auf einen Versuch an! rief er aus, das Werk
wird den Meister loben. Wenn es in acht
Tagen nicht gefällt, so geben wir es auf und
es mag bey dem Alten bleiben!"

uns vorbereiten, und dieſes ſoll nunmehr ge¬
ſchehen.“

Er hatte die ganze Rede, beſonders aber
die letzte Stelle, mit Ton und Gebaͤrden eines
Kapuziners vorgetragen: denn da er catholiſch
war, ſo mochte er genugſame Gelegenheit ge¬
habt haben, die Redekunſt dieſer Vaͤter zu
ſtudiren. Nun ſchien er außer Athem, trock¬
nete ſein jung-kahles Haupt, das ihm wirk¬
lich das Anſehen eines Pfaffen gab, und ſetz¬
te durch dieſe Poſſen die leichtgeſinnte Socie¬
taͤt in ſo gute Laune, daß Jedermann be¬
gierig war ihn weiter zu hoͤren. Allein an¬
ſtatt fortzufahren, zog er den Beutel und
wendete ſich zur naͤchſten Dame: „Es kommt
auf einen Verſuch an! rief er aus, das Werk
wird den Meiſter loben. Wenn es in acht
Tagen nicht gefaͤllt, ſo geben wir es auf und
es mag bey dem Alten bleiben!“

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[45/0053] uns vorbereiten, und dieſes ſoll nunmehr ge¬ ſchehen.“ Er hatte die ganze Rede, beſonders aber die letzte Stelle, mit Ton und Gebaͤrden eines Kapuziners vorgetragen: denn da er catholiſch war, ſo mochte er genugſame Gelegenheit ge¬ habt haben, die Redekunſt dieſer Vaͤter zu ſtudiren. Nun ſchien er außer Athem, trock¬ nete ſein jung-kahles Haupt, das ihm wirk¬ lich das Anſehen eines Pfaffen gab, und ſetz¬ te durch dieſe Poſſen die leichtgeſinnte Socie¬ taͤt in ſo gute Laune, daß Jedermann be¬ gierig war ihn weiter zu hoͤren. Allein an¬ ſtatt fortzufahren, zog er den Beutel und wendete ſich zur naͤchſten Dame: „Es kommt auf einen Verſuch an! rief er aus, das Werk wird den Meiſter loben. Wenn es in acht Tagen nicht gefaͤllt, ſo geben wir es auf und es mag bey dem Alten bleiben!“

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/53>, abgerufen am 21.11.2024.