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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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Hier in diesen von den Römern schon
angelegten Bädern umspühlte mich der Geist
des Alterthums, dessen ehrwürdige Trümmer
in Resten von Basreliefs und Inschriften,
Säulenknäufen und Schäften mir aus Bau¬
erhöfen, zwischen wirthschaftlichem Wust und
Geräthe, gar wundersam entgegenleuchteten.

So verehrte ich auch, als wir die nahe
gelegene Wasenburg bestiegen, an der gro¬
ßen Felsmasse, die den Grund der einen
Seite ausmacht, eine gut erhaltene Inschrift,
die dem Mercur ein dankbares Gelübd ab¬
stattet. Die Burg selbst liegt auf dem letz¬
ten Berge von Bitsch her gegen das Land
zu. Es sind die Ruinen eines deutschen, auf
römische Reste gebauten Schlosses. Von dem
Thurm übersah man abermals das ganze El¬
saß, und des Münsters deutliche Spitze be¬
zeichnete die Lage von Straßburg. Zunächst
jedoch verbreitete sich der große Hagenauer

33 *

Hier in dieſen von den Roͤmern ſchon
angelegten Baͤdern umſpuͤhlte mich der Geiſt
des Alterthums, deſſen ehrwuͤrdige Truͤmmer
in Reſten von Basreliefs und Inſchriften,
Saͤulenknaͤufen und Schaͤften mir aus Bau¬
erhoͤfen, zwiſchen wirthſchaftlichem Wuſt und
Geraͤthe, gar wunderſam entgegenleuchteten.

So verehrte ich auch, als wir die nahe
gelegene Waſenburg beſtiegen, an der gro¬
ßen Felsmaſſe, die den Grund der einen
Seite ausmacht, eine gut erhaltene Inſchrift,
die dem Mercur ein dankbares Geluͤbd ab¬
ſtattet. Die Burg ſelbſt liegt auf dem letz¬
ten Berge von Bitſch her gegen das Land
zu. Es ſind die Ruinen eines deutſchen, auf
roͤmiſche Reſte gebauten Schloſſes. Von dem
Thurm uͤberſah man abermals das ganze El¬
ſaß, und des Muͤnſters deutliche Spitze be¬
zeichnete die Lage von Straßburg. Zunaͤchſt
jedoch verbreitete ſich der große Hagenauer

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[515/0523] Hier in dieſen von den Roͤmern ſchon angelegten Baͤdern umſpuͤhlte mich der Geiſt des Alterthums, deſſen ehrwuͤrdige Truͤmmer in Reſten von Basreliefs und Inſchriften, Saͤulenknaͤufen und Schaͤften mir aus Bau¬ erhoͤfen, zwiſchen wirthſchaftlichem Wuſt und Geraͤthe, gar wunderſam entgegenleuchteten. So verehrte ich auch, als wir die nahe gelegene Waſenburg beſtiegen, an der gro¬ ßen Felsmaſſe, die den Grund der einen Seite ausmacht, eine gut erhaltene Inſchrift, die dem Mercur ein dankbares Geluͤbd ab¬ ſtattet. Die Burg ſelbſt liegt auf dem letz¬ ten Berge von Bitſch her gegen das Land zu. Es ſind die Ruinen eines deutſchen, auf roͤmiſche Reſte gebauten Schloſſes. Von dem Thurm uͤberſah man abermals das ganze El¬ ſaß, und des Muͤnſters deutliche Spitze be¬ zeichnete die Lage von Straßburg. Zunaͤchſt jedoch verbreitete ſich der große Hagenauer 33 *

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/523>, abgerufen am 11.01.2025.