aller Ostentation, bey Gelegenheit mich damit aufzuziehen pflegte.
Noch ein anderes Spottgedicht fällt mir ein, das er mir Abends nachsendete, als ich ihm von der Dresdner Galerie viel erzählt hatte. Freylich war ich in den höhern Sinn der italiänischen Schule nicht eingedrungen, aber Dominico Feti, ein trefflicher Künstler, wiewohl Humorist und also nicht vom ersten Range, hatte mich sehr angesprochen. Geist¬ liche Gegenstände mußten gemalt werden. Er hielt sich an die neutestamentlichen Parabeln und stellte sie gern dar, mit viel Eigenheit, Geschmack und guter Laune. Er führte sie dadurch ganz ans gemeine Leben heran, und die so geistreichen als naiven Einzelnheiten seiner Compositionen, durch einen freyen Pin¬ sel empfohlen, hatten sich mir lebendig einge¬ drückt. Ueber diesen meinen kindlichen Kunst¬ enthusiasmus spottete Herder folgendergestalt:
aller Oſtentation, bey Gelegenheit mich damit aufzuziehen pflegte.
Noch ein anderes Spottgedicht faͤllt mir ein, das er mir Abends nachſendete, als ich ihm von der Dresdner Galerie viel erzaͤhlt hatte. Freylich war ich in den hoͤhern Sinn der italiaͤniſchen Schule nicht eingedrungen, aber Dominico Feti, ein trefflicher Kuͤnſtler, wiewohl Humoriſt und alſo nicht vom erſten Range, hatte mich ſehr angeſprochen. Geiſt¬ liche Gegenſtaͤnde mußten gemalt werden. Er hielt ſich an die neuteſtamentlichen Parabeln und ſtellte ſie gern dar, mit viel Eigenheit, Geſchmack und guter Laune. Er fuͤhrte ſie dadurch ganz ans gemeine Leben heran, und die ſo geiſtreichen als naiven Einzelnheiten ſeiner Compoſitionen, durch einen freyen Pin¬ ſel empfohlen, hatten ſich mir lebendig einge¬ druͤckt. Ueber dieſen meinen kindlichen Kunſt¬ enthuſiasmus ſpottete Herder folgendergeſtalt:
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aller Oſtentation, bey Gelegenheit mich damit
aufzuziehen pflegte.
Noch ein anderes Spottgedicht faͤllt mir
ein, das er mir Abends nachſendete, als ich
ihm von der Dresdner Galerie viel erzaͤhlt
hatte. Freylich war ich in den hoͤhern Sinn
der italiaͤniſchen Schule nicht eingedrungen,
aber Dominico Feti, ein trefflicher Kuͤnſtler,
wiewohl Humoriſt und alſo nicht vom erſten
Range, hatte mich ſehr angeſprochen. Geiſt¬
liche Gegenſtaͤnde mußten gemalt werden. Er
hielt ſich an die neuteſtamentlichen Parabeln
und ſtellte ſie gern dar, mit viel Eigenheit,
Geſchmack und guter Laune. Er fuͤhrte ſie
dadurch ganz ans gemeine Leben heran, und
die ſo geiſtreichen als naiven Einzelnheiten
ſeiner Compoſitionen, durch einen freyen Pin¬
ſel empfohlen, hatten ſich mir lebendig einge¬
druͤckt. Ueber dieſen meinen kindlichen Kunſt¬
enthuſiasmus ſpottete Herder folgendergeſtalt:
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/481>, abgerufen am 25.11.2024.
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