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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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noch, daß, als man mich auf einem Balle
zu einer Menuet nöthigte, Tact und Be¬
wegung aus meinen Gliedern gewichen
schien, und ich mich weder der Schritte
noch der Figuren mehr erinnerte; so daß ich
mit Schimpf und Schanden bestanden wäre,
wenn nicht der größere Theil der Zuschauer
behauptet hätte, mein ungeschicktes Betragen
sey bloßer Eigensinn, in der Absicht den
Frauenzimmern alle Lust zu benehmen, mich
wider Willen aufzufordern und in ihre Rei¬
hen zu ziehen.

Während meines Aufenthalts in Frank¬
furt war ich von solchen Freuden ganz abge¬
schnitten; aber in Straßburg regte sich bald,
mit der übrigen Lebenslust, die Tactfähig¬
keit meiner Glieder. An Sonn- und Wer¬
keltagen schlenderte man keinen Lustort vorbey,
ohne daselbst einen fröhlichen Haufen zum
Tanze versammelt, und zwar meistens im Krei¬
se drehend zu finden. Ingleichen waren auf

noch, daß, als man mich auf einem Balle
zu einer Menuet noͤthigte, Tact und Be¬
wegung aus meinen Gliedern gewichen
ſchien, und ich mich weder der Schritte
noch der Figuren mehr erinnerte; ſo daß ich
mit Schimpf und Schanden beſtanden waͤre,
wenn nicht der groͤßere Theil der Zuſchauer
behauptet haͤtte, mein ungeſchicktes Betragen
ſey bloßer Eigenſinn, in der Abſicht den
Frauenzimmern alle Luſt zu benehmen, mich
wider Willen aufzufordern und in ihre Rei¬
hen zu ziehen.

Waͤhrend meines Aufenthalts in Frank¬
furt war ich von ſolchen Freuden ganz abge¬
ſchnitten; aber in Straßburg regte ſich bald,
mit der uͤbrigen Lebensluſt, die Tactfaͤhig¬
keit meiner Glieder. An Sonn- und Wer¬
keltagen ſchlenderte man keinen Luſtort vorbey,
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[427/0435] noch, daß, als man mich auf einem Balle zu einer Menuet noͤthigte, Tact und Be¬ wegung aus meinen Gliedern gewichen ſchien, und ich mich weder der Schritte noch der Figuren mehr erinnerte; ſo daß ich mit Schimpf und Schanden beſtanden waͤre, wenn nicht der groͤßere Theil der Zuſchauer behauptet haͤtte, mein ungeſchicktes Betragen ſey bloßer Eigenſinn, in der Abſicht den Frauenzimmern alle Luſt zu benehmen, mich wider Willen aufzufordern und in ihre Rei¬ hen zu ziehen. Waͤhrend meines Aufenthalts in Frank¬ furt war ich von ſolchen Freuden ganz abge¬ ſchnitten; aber in Straßburg regte ſich bald, mit der uͤbrigen Lebensluſt, die Tactfaͤhig¬ keit meiner Glieder. An Sonn- und Wer¬ keltagen ſchlenderte man keinen Luſtort vorbey, ohne daſelbſt einen froͤhlichen Haufen zum Tanze verſammelt, und zwar meiſtens im Krei¬ ſe drehend zu finden. Ingleichen waren auf

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/435>, abgerufen am 28.11.2024.