alles Vornehmens bleibt, bekannt zu machen, und eine verworren scheinende Vergangenheit mit besonnenem Ernst aufzuklären und zu be¬ leben strebt. Vorzüglich belobe ich hier den wackern Sulpiz Boisseree, der unermü¬ det beschäftigt ist, in einem prächtigen Kupfer¬ werke, den Köllnischen Dom aufzustellen als Musterbild jener ungeheuren Conceptionen, deren Sinn babylonisch in den Himmel streb¬ te, und die zu den irdischen Mitteln derge¬ stalt außer Verhältniß waren, daß sie noth¬ wendig in der Ausführung stocken mußten. Haben wir bisher gestaunt, daß solche Bau¬ werke nur soweit gediehen, so werden wir mit der größten Bewunderung erfahren, was eigentlich zu leisten die Absicht war.
Möchten doch litterarisch-artistische Unter¬ nehmungen dieser Art durch alle, welche Kraft, Vermögen und Einfluß haben, gebührend be¬ fördert werden, damit uns die große und rie¬ senmäßige Gesinnung unserer Vorfahren zur
alles Vornehmens bleibt, bekannt zu machen, und eine verworren ſcheinende Vergangenheit mit beſonnenem Ernſt aufzuklaͤren und zu be¬ leben ſtrebt. Vorzuͤglich belobe ich hier den wackern Sulpiz Boiſſerée, der unermuͤ¬ det beſchaͤftigt iſt, in einem praͤchtigen Kupfer¬ werke, den Koͤllniſchen Dom aufzuſtellen als Muſterbild jener ungeheuren Conceptionen, deren Sinn babyloniſch in den Himmel ſtreb¬ te, und die zu den irdiſchen Mitteln derge¬ ſtalt außer Verhaͤltniß waren, daß ſie noth¬ wendig in der Ausfuͤhrung ſtocken mußten. Haben wir bisher geſtaunt, daß ſolche Bau¬ werke nur ſoweit gediehen, ſo werden wir mit der groͤßten Bewunderung erfahren, was eigentlich zu leiſten die Abſicht war.
Moͤchten doch litterariſch-artiſtiſche Unter¬ nehmungen dieſer Art durch alle, welche Kraft, Vermoͤgen und Einfluß haben, gebuͤhrend be¬ foͤrdert werden, damit uns die große und rie¬ ſenmaͤßige Geſinnung unſerer Vorfahren zur
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alles Vornehmens bleibt, bekannt zu machen,
und eine verworren ſcheinende Vergangenheit
mit beſonnenem Ernſt aufzuklaͤren und zu be¬
leben ſtrebt. Vorzuͤglich belobe ich hier den
wackern Sulpiz Boiſſer é e, der unermuͤ¬
det beſchaͤftigt iſt, in einem praͤchtigen Kupfer¬
werke, den Koͤllniſchen Dom aufzuſtellen als
Muſterbild jener ungeheuren Conceptionen,
deren Sinn babyloniſch in den Himmel ſtreb¬
te, und die zu den irdiſchen Mitteln derge¬
ſtalt außer Verhaͤltniß waren, daß ſie noth¬
wendig in der Ausfuͤhrung ſtocken mußten.
Haben wir bisher geſtaunt, daß ſolche Bau¬
werke nur ſoweit gediehen, ſo werden wir
mit der groͤßten Bewunderung erfahren, was
eigentlich zu leiſten die Abſicht war.
Moͤchten doch litterariſch-artiſtiſche Unter¬
nehmungen dieſer Art durch alle, welche Kraft,
Vermoͤgen und Einfluß haben, gebuͤhrend be¬
foͤrdert werden, damit uns die große und rie¬
ſenmaͤßige Geſinnung unſerer Vorfahren zur
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/431>, abgerufen am 24.11.2024.
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