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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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vor uns stehen blieb, sich artig verneigte und
ausrief: Ey ey, Herr Hauptmann, wohin?
und was man sonst bey solcher Gelegenheit
zu sagen pflegt. -- Mademoiselle, versetzte
er, etwas verlegen, ich weiß nicht . . . Wie?
sagte sie, mit anmuthiger Verwunderung, ver¬
gessen Sie Ihre Freunde so bald? Das
Wort Vergessen machte ihn verdrießlich, er
schüttelte den Kopf und erwiederte mürrisch
genug: wahrhaftig, Mademoiselle, ich wüßte
nicht! -- Nun versetzte sie mit einigem Hu¬
mor, doch sehr gemäßigt: nehmen Sie sich
in Acht, Herr Hauptmann, ich dürfte Sie
ein andermal auch verkennen! Und so eilte
sie an uns vorbey, stark zuschreitend, ohne
sich umzusehen. Auf einmal schlug sich mein
Weggesell mit den beyden Fäusten heftig vor
den Kopf: O ich Esel! rief er aus; ich al¬
ter Esel! da seht Ihr's nun, ob ich recht
habe oder nicht. Und nun erging er sich auf
eine sehr heftige Weise in seinem gewohnten
Reden und Meynen, in welchem ihn dieser

vor uns ſtehen blieb, ſich artig verneigte und
ausrief: Ey ey, Herr Hauptmann, wohin?
und was man ſonſt bey ſolcher Gelegenheit
zu ſagen pflegt. — Mademoiſelle, verſetzte
er, etwas verlegen, ich weiß nicht . . . Wie?
ſagte ſie, mit anmuthiger Verwunderung, ver¬
geſſen Sie Ihre Freunde ſo bald? Das
Wort Vergeſſen machte ihn verdrießlich, er
ſchuͤttelte den Kopf und erwiederte muͤrriſch
genug: wahrhaftig, Mademoiſelle, ich wuͤßte
nicht! — Nun verſetzte ſie mit einigem Hu¬
mor, doch ſehr gemaͤßigt: nehmen Sie ſich
in Acht, Herr Hauptmann, ich duͤrfte Sie
ein andermal auch verkennen! Und ſo eilte
ſie an uns vorbey, ſtark zuſchreitend, ohne
ſich umzuſehen. Auf einmal ſchlug ſich mein
Weggeſell mit den beyden Faͤuſten heftig vor
den Kopf: O ich Eſel! rief er aus; ich al¬
ter Eſel! da ſeht Ihr's nun, ob ich recht
habe oder nicht. Und nun erging er ſich auf
eine ſehr heftige Weiſe in ſeinem gewohnten
Reden und Meynen, in welchem ihn dieſer

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[402/0410] vor uns ſtehen blieb, ſich artig verneigte und ausrief: Ey ey, Herr Hauptmann, wohin? und was man ſonſt bey ſolcher Gelegenheit zu ſagen pflegt. — Mademoiſelle, verſetzte er, etwas verlegen, ich weiß nicht . . . Wie? ſagte ſie, mit anmuthiger Verwunderung, ver¬ geſſen Sie Ihre Freunde ſo bald? Das Wort Vergeſſen machte ihn verdrießlich, er ſchuͤttelte den Kopf und erwiederte muͤrriſch genug: wahrhaftig, Mademoiſelle, ich wuͤßte nicht! — Nun verſetzte ſie mit einigem Hu¬ mor, doch ſehr gemaͤßigt: nehmen Sie ſich in Acht, Herr Hauptmann, ich duͤrfte Sie ein andermal auch verkennen! Und ſo eilte ſie an uns vorbey, ſtark zuſchreitend, ohne ſich umzuſehen. Auf einmal ſchlug ſich mein Weggeſell mit den beyden Faͤuſten heftig vor den Kopf: O ich Eſel! rief er aus; ich al¬ ter Eſel! da ſeht Ihr's nun, ob ich recht habe oder nicht. Und nun erging er ſich auf eine ſehr heftige Weiſe in ſeinem gewohnten Reden und Meynen, in welchem ihn dieſer

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/410>, abgerufen am 26.11.2024.