ginn von Frankreich, sollte auf ihrem Wege nach Paris über Straßburg gehen. Die Feyerlichkeiten, durch welche das Volk auf¬ merksam gemacht wird, daß es Große in der Welt giebt, wurden emsig und häufig vorbe¬ reitet, und mir besonders war dabey das Ge¬ bäude merkwürdig, das zu ihrem Empfang und zur Uebergabe in die Hände der Abge¬ sandten ihres Gemahls, auf einer Rheininsel zwischen den beyden Brücken aufgerichtet stand. Es war nur wenig über den Boden erhoben, hatte in der Mitte einen großen Saal, an beyden Seiten kleinere, dann folgten andere Zimmer, die sich noch etwas hinterwärts er¬ streckten; genug es hätte, dauerhafter gebaut, gar wohl für ein Lusthaus hoher Personen gelten können. Was mich aber daran beson¬ ders interessirte, und weswegen ich manches Büsel (ein kleines damals currentes Silber¬ stück) nicht schonte, um mir von dem Pfört¬ ner einen wiederholten Eintritt zu verschaffen, waren die gewirkten Tapeten, mit denen man
ginn von Frankreich, ſollte auf ihrem Wege nach Paris uͤber Straßburg gehen. Die Feyerlichkeiten, durch welche das Volk auf¬ merkſam gemacht wird, daß es Große in der Welt giebt, wurden emſig und haͤufig vorbe¬ reitet, und mir beſonders war dabey das Ge¬ baͤude merkwuͤrdig, das zu ihrem Empfang und zur Uebergabe in die Haͤnde der Abge¬ ſandten ihres Gemahls, auf einer Rheininſel zwiſchen den beyden Bruͤcken aufgerichtet ſtand. Es war nur wenig uͤber den Boden erhoben, hatte in der Mitte einen großen Saal, an beyden Seiten kleinere, dann folgten andere Zimmer, die ſich noch etwas hinterwaͤrts er¬ ſtreckten; genug es haͤtte, dauerhafter gebaut, gar wohl fuͤr ein Luſthaus hoher Perſonen gelten koͤnnen. Was mich aber daran beſon¬ ders intereſſirte, und weswegen ich manches Buͤſel (ein kleines damals currentes Silber¬ ſtuͤck) nicht ſchonte, um mir von dem Pfoͤrt¬ ner einen wiederholten Eintritt zu verſchaffen, waren die gewirkten Tapeten, mit denen man
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ginn von Frankreich, ſollte auf ihrem Wege
nach Paris uͤber Straßburg gehen. Die
Feyerlichkeiten, durch welche das Volk auf¬
merkſam gemacht wird, daß es Große in der
Welt giebt, wurden emſig und haͤufig vorbe¬
reitet, und mir beſonders war dabey das Ge¬
baͤude merkwuͤrdig, das zu ihrem Empfang
und zur Uebergabe in die Haͤnde der Abge¬
ſandten ihres Gemahls, auf einer Rheininſel
zwiſchen den beyden Bruͤcken aufgerichtet ſtand.
Es war nur wenig uͤber den Boden erhoben,
hatte in der Mitte einen großen Saal, an
beyden Seiten kleinere, dann folgten andere
Zimmer, die ſich noch etwas hinterwaͤrts er¬
ſtreckten; genug es haͤtte, dauerhafter gebaut,
gar wohl fuͤr ein Luſthaus hoher Perſonen
gelten koͤnnen. Was mich aber daran beſon¬
ders intereſſirte, und weswegen ich manches
Buͤſel (ein kleines damals currentes Silber¬
ſtuͤck) nicht ſchonte, um mir von dem Pfoͤrt¬
ner einen wiederholten Eintritt zu verſchaffen,
waren die gewirkten Tapeten, mit denen man
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/368>, abgerufen am 26.11.2024.
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