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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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selhafte keineswegs mit dem Salze so innig ver¬
eint sey, wie ich philosophischerweise geglaubt
hatte: denn es schied sich gar leicht wieder
aus, und die schönste mineralische Flüssigkeit,
die mir einigemal zu meiner größten Verwun¬
derung in Form einer animalischen Gallert
erschienen war, ließ doch immer ein Pulver
fallen, das ich für den feinsten Kieselstaub an¬
sprechen mußte, der aber keineswegs irgend
etwas Productives in seiner Natur spüren ließ,
woran man hätte hoffen können diese jung¬
fräuliche Erde in den Mutterstand übergehen
zu sehen.

So wunderlich und unzusammenhängend
auch diese Operationen waren, so lernte ich doch
dabey mancherley. Ich gab genau auf alle
Crystallisationen Acht, welche sich zeigen mochten,
und ward mit den äußern Formen mancher na¬
türlichen Dinge bekannt, und indem mir wohl
bewußt war, daß man in der neueren Zeit
die chemischen Gegenstände methodischer auf¬

ſelhafte keineswegs mit dem Salze ſo innig ver¬
eint ſey, wie ich philoſophiſcherweiſe geglaubt
hatte: denn es ſchied ſich gar leicht wieder
aus, und die ſchoͤnſte mineraliſche Fluͤſſigkeit,
die mir einigemal zu meiner groͤßten Verwun¬
derung in Form einer animaliſchen Gallert
erſchienen war, ließ doch immer ein Pulver
fallen, das ich fuͤr den feinſten Kieſelſtaub an¬
ſprechen mußte, der aber keineswegs irgend
etwas Productives in ſeiner Natur ſpuͤren ließ,
woran man haͤtte hoffen koͤnnen dieſe jung¬
fraͤuliche Erde in den Mutterſtand uͤbergehen
zu ſehen.

So wunderlich und unzuſammenhaͤngend
auch dieſe Operationen waren, ſo lernte ich doch
dabey mancherley. Ich gab genau auf alle
Cryſtalliſationen Acht, welche ſich zeigen mochten,
und ward mit den aͤußern Formen mancher na¬
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[315/0323] ſelhafte keineswegs mit dem Salze ſo innig ver¬ eint ſey, wie ich philoſophiſcherweiſe geglaubt hatte: denn es ſchied ſich gar leicht wieder aus, und die ſchoͤnſte mineraliſche Fluͤſſigkeit, die mir einigemal zu meiner groͤßten Verwun¬ derung in Form einer animaliſchen Gallert erſchienen war, ließ doch immer ein Pulver fallen, das ich fuͤr den feinſten Kieſelſtaub an¬ ſprechen mußte, der aber keineswegs irgend etwas Productives in ſeiner Natur ſpuͤren ließ, woran man haͤtte hoffen koͤnnen dieſe jung¬ fraͤuliche Erde in den Mutterſtand uͤbergehen zu ſehen. So wunderlich und unzuſammenhaͤngend auch dieſe Operationen waren, ſo lernte ich doch dabey mancherley. Ich gab genau auf alle Cryſtalliſationen Acht, welche ſich zeigen mochten, und ward mit den aͤußern Formen mancher na¬ tuͤrlichen Dinge bekannt, und indem mir wohl bewußt war, daß man in der neueren Zeit die chemiſchen Gegenſtaͤnde methodiſcher auf¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/323>, abgerufen am 24.11.2024.