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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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nigen Credit zu setzen wünschte, ward ich dem
Director von Hagedorn vorgestellt, der
mir seine Sammlung mit großer Güte vor¬
wies, und sich an dem Enthusiasmus des
jungen Kunstfreundes höchlich ergetzte. Er
war, wie es einem Kenner geziemt, in die
Bilder, die er besaß, ganz eigentlich verliebt,
und fand daher selten an Anderen eine Theil¬
nahme, wie er sie wünschte. Besonders machte
es ihm Freude, daß mir ein Bild von Schwa¬
nefeld ganz übermäßig gefiel, daß ich dasselbe
in jedem einzelnen Theile zu preisen und zu
erheben nicht müde ward: denn gerade Land¬
schaften, die mich an den schönen heiteren
Himmel, unter welchem ich herangewachsen,
wieder erinnerten, die Pflanzenfülle jener Ge¬
genden, und was sonst für Gunst ein wär¬
meres Klima den Menschen gewährt, rührten
mich in der Nachbildung am meisten, indem
sie eine sehnsüchtige Erinnerung in mir auf¬
regten.

nigen Credit zu ſetzen wuͤnſchte, ward ich dem
Director von Hagedorn vorgeſtellt, der
mir ſeine Sammlung mit großer Guͤte vor¬
wies, und ſich an dem Enthuſiasmus des
jungen Kunſtfreundes hoͤchlich ergetzte. Er
war, wie es einem Kenner geziemt, in die
Bilder, die er beſaß, ganz eigentlich verliebt,
und fand daher ſelten an Anderen eine Theil¬
nahme, wie er ſie wuͤnſchte. Beſonders machte
es ihm Freude, daß mir ein Bild von Schwa¬
nefeld ganz uͤbermaͤßig gefiel, daß ich daſſelbe
in jedem einzelnen Theile zu preiſen und zu
erheben nicht muͤde ward: denn gerade Land¬
ſchaften, die mich an den ſchoͤnen heiteren
Himmel, unter welchem ich herangewachſen,
wieder erinnerten, die Pflanzenfuͤlle jener Ge¬
genden, und was ſonſt fuͤr Gunſt ein waͤr¬
meres Klima den Menſchen gewaͤhrt, ruͤhrten
mich in der Nachbildung am meiſten, indem
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[266/0274] nigen Credit zu ſetzen wuͤnſchte, ward ich dem Director von Hagedorn vorgeſtellt, der mir ſeine Sammlung mit großer Guͤte vor¬ wies, und ſich an dem Enthuſiasmus des jungen Kunſtfreundes hoͤchlich ergetzte. Er war, wie es einem Kenner geziemt, in die Bilder, die er beſaß, ganz eigentlich verliebt, und fand daher ſelten an Anderen eine Theil¬ nahme, wie er ſie wuͤnſchte. Beſonders machte es ihm Freude, daß mir ein Bild von Schwa¬ nefeld ganz uͤbermaͤßig gefiel, daß ich daſſelbe in jedem einzelnen Theile zu preiſen und zu erheben nicht muͤde ward: denn gerade Land¬ ſchaften, die mich an den ſchoͤnen heiteren Himmel, unter welchem ich herangewachſen, wieder erinnerten, die Pflanzenfuͤlle jener Ge¬ genden, und was ſonſt fuͤr Gunſt ein waͤr¬ meres Klima den Menſchen gewaͤhrt, ruͤhrten mich in der Nachbildung am meiſten, indem ſie eine ſehnſuͤchtige Erinnerung in mir auf¬ regten.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/274>, abgerufen am 22.11.2024.