Am meisten entzückte uns die Schönheit jenes Gedankens, daß die Alten den Tod als den Bruder des Schlafs anerkannt, und bey¬ de, wie es Menächmen geziemt, zum Ver¬ wechseln gleich gebildet. Hier konnten wir nun erst den Triumph des Schönen höchlich feyern, und das Häßliche jeder Art, da es doch einmal aus der Welt nicht zu vertreiben ist, im Reiche der Kunst nur in den niedri¬ gen Kreis des Lächerlichen verweisen.
Die Herrlichkeit solcher Haupt- und Grund¬ begriffe erscheint nur dem Gemüth, auf wel¬ ches sie ihre unendliche Wirksamkeit ausüben, erscheint nur der Zeit, in welcher sie ersehnt, im rechten Augenblick hervortreten. Da be¬ schäftigen sich die, welchen mit solcher Nah¬ rung gedient ist, liebevoll ganze Epochen ih¬ res Lebens damit und erfreuen sich eines über¬ schwenglichen Wachsthums, indessen es nicht an Menschen fehlt, die sich auf der Stelle einer solchen Wirkung widersetzen, und nicht
Am meiſten entzuͤckte uns die Schoͤnheit jenes Gedankens, daß die Alten den Tod als den Bruder des Schlafs anerkannt, und bey¬ de, wie es Menaͤchmen geziemt, zum Ver¬ wechſeln gleich gebildet. Hier konnten wir nun erſt den Triumph des Schoͤnen hoͤchlich feyern, und das Haͤßliche jeder Art, da es doch einmal aus der Welt nicht zu vertreiben iſt, im Reiche der Kunſt nur in den niedri¬ gen Kreis des Laͤcherlichen verweiſen.
Die Herrlichkeit ſolcher Haupt- und Grund¬ begriffe erſcheint nur dem Gemuͤth, auf wel¬ ches ſie ihre unendliche Wirkſamkeit ausuͤben, erſcheint nur der Zeit, in welcher ſie erſehnt, im rechten Augenblick hervortreten. Da be¬ ſchaͤftigen ſich die, welchen mit ſolcher Nah¬ rung gedient iſt, liebevoll ganze Epochen ih¬ res Lebens damit und erfreuen ſich eines uͤber¬ ſchwenglichen Wachsthums, indeſſen es nicht an Menſchen fehlt, die ſich auf der Stelle einer ſolchen Wirkung widerſetzen, und nicht
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Am meiſten entzuͤckte uns die Schoͤnheit
jenes Gedankens, daß die Alten den Tod als
den Bruder des Schlafs anerkannt, und bey¬
de, wie es Menaͤchmen geziemt, zum Ver¬
wechſeln gleich gebildet. Hier konnten wir
nun erſt den Triumph des Schoͤnen hoͤchlich
feyern, und das Haͤßliche jeder Art, da es
doch einmal aus der Welt nicht zu vertreiben
iſt, im Reiche der Kunſt nur in den niedri¬
gen Kreis des Laͤcherlichen verweiſen.
Die Herrlichkeit ſolcher Haupt- und Grund¬
begriffe erſcheint nur dem Gemuͤth, auf wel¬
ches ſie ihre unendliche Wirkſamkeit ausuͤben,
erſcheint nur der Zeit, in welcher ſie erſehnt,
im rechten Augenblick hervortreten. Da be¬
ſchaͤftigen ſich die, welchen mit ſolcher Nah¬
rung gedient iſt, liebevoll ganze Epochen ih¬
res Lebens damit und erfreuen ſich eines uͤber¬
ſchwenglichen Wachsthums, indeſſen es nicht
an Menſchen fehlt, die ſich auf der Stelle
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/258>, abgerufen am 25.11.2024.
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