gentlich vorgenommen, groß bewiesen. So lange es von ihm abgehangen, habe er nur immer Fehler gemacht, und das Außerordent¬ tiche sey nur alsdann zum Vorschein gekom¬ men, wenn er genöthigt gewesen, eben diese Fehler wieder gut zu machen; und bloß da¬ her sey er zu dem großen Rufe gelangt, weil jeder Mensch sich dieselbige Gabe wünsche, die Fehler, die man häufig begeht, auf eine geschickte Weise wieder ins Gleiche zu bringen. Man dürfe den siebenjährigen Krieg nur Schritt vor Schritt durchgehen; so werde man finden, daß der König seine treffliche Armee ganz unnützer Weise aufgeopfert und selbst Schuld daran gewesen, daß diese ver¬ derbliche Fehde sich so sehr in die Länge ge¬ zogen. Ein wahrhaft großer Mann und Heerführer wäre mit seinen Feinden viel ge¬ schwinder fertig geworden. Sie hatten, um diese Gesinnungen zu behaupten, ein unend¬ liches Detail anzuführen, welches ich nicht zu leugnen wußte, und nach und nach die
gentlich vorgenommen, groß bewieſen. So lange es von ihm abgehangen, habe er nur immer Fehler gemacht, und das Außerordent¬ tiche ſey nur alsdann zum Vorſchein gekom¬ men, wenn er genoͤthigt geweſen, eben dieſe Fehler wieder gut zu machen; und bloß da¬ her ſey er zu dem großen Rufe gelangt, weil jeder Menſch ſich dieſelbige Gabe wuͤnſche, die Fehler, die man haͤufig begeht, auf eine geſchickte Weiſe wieder ins Gleiche zu bringen. Man duͤrfe den ſiebenjaͤhrigen Krieg nur Schritt vor Schritt durchgehen; ſo werde man finden, daß der Koͤnig ſeine treffliche Armee ganz unnuͤtzer Weiſe aufgeopfert und ſelbſt Schuld daran geweſen, daß dieſe ver¬ derbliche Fehde ſich ſo ſehr in die Laͤnge ge¬ zogen. Ein wahrhaft großer Mann und Heerfuͤhrer waͤre mit ſeinen Feinden viel ge¬ ſchwinder fertig geworden. Sie hatten, um dieſe Geſinnungen zu behaupten, ein unend¬ liches Detail anzufuͤhren, welches ich nicht zu leugnen wußte, und nach und nach die
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0206"n="198"/>
gentlich vorgenommen, groß bewieſen. So<lb/>
lange es von ihm abgehangen, habe er nur<lb/>
immer Fehler gemacht, und das Außerordent¬<lb/>
tiche ſey nur alsdann zum Vorſchein gekom¬<lb/>
men, wenn er genoͤthigt geweſen, eben dieſe<lb/>
Fehler wieder gut zu machen; und bloß da¬<lb/>
her ſey er zu dem großen Rufe gelangt, weil<lb/>
jeder Menſch ſich dieſelbige Gabe wuͤnſche,<lb/>
die Fehler, die man haͤufig begeht, auf eine<lb/>
geſchickte Weiſe wieder ins Gleiche zu bringen.<lb/>
Man duͤrfe den ſiebenjaͤhrigen Krieg nur<lb/>
Schritt vor Schritt durchgehen; ſo werde<lb/>
man finden, daß der Koͤnig ſeine treffliche<lb/>
Armee ganz unnuͤtzer Weiſe aufgeopfert und<lb/>ſelbſt Schuld daran geweſen, daß dieſe ver¬<lb/>
derbliche Fehde ſich ſo ſehr in die Laͤnge ge¬<lb/>
zogen. Ein wahrhaft großer Mann und<lb/>
Heerfuͤhrer waͤre mit ſeinen Feinden viel ge¬<lb/>ſchwinder fertig geworden. Sie hatten, um<lb/>
dieſe Geſinnungen zu behaupten, ein unend¬<lb/>
liches Detail anzufuͤhren, welches ich nicht<lb/>
zu leugnen wußte, und nach und nach die<lb/></p></div></body></text></TEI>
[198/0206]
gentlich vorgenommen, groß bewieſen. So
lange es von ihm abgehangen, habe er nur
immer Fehler gemacht, und das Außerordent¬
tiche ſey nur alsdann zum Vorſchein gekom¬
men, wenn er genoͤthigt geweſen, eben dieſe
Fehler wieder gut zu machen; und bloß da¬
her ſey er zu dem großen Rufe gelangt, weil
jeder Menſch ſich dieſelbige Gabe wuͤnſche,
die Fehler, die man haͤufig begeht, auf eine
geſchickte Weiſe wieder ins Gleiche zu bringen.
Man duͤrfe den ſiebenjaͤhrigen Krieg nur
Schritt vor Schritt durchgehen; ſo werde
man finden, daß der Koͤnig ſeine treffliche
Armee ganz unnuͤtzer Weiſe aufgeopfert und
ſelbſt Schuld daran geweſen, daß dieſe ver¬
derbliche Fehde ſich ſo ſehr in die Laͤnge ge¬
zogen. Ein wahrhaft großer Mann und
Heerfuͤhrer waͤre mit ſeinen Feinden viel ge¬
ſchwinder fertig geworden. Sie hatten, um
dieſe Geſinnungen zu behaupten, ein unend¬
liches Detail anzufuͤhren, welches ich nicht
zu leugnen wußte, und nach und nach die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/206>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.