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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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te, ließ er mir sodann poetische und prosaische
Aufsätze in allen Sprachen sehen, die, indem
sie mich zur Nachahmung aufriefen, mich
abermals unendlich beunruhigten. Doch wu߬
te ich mir durch Thätigkeit sogleich zu helfen.
Ich schrieb an ihn gerichtete deutsche, fran¬
zösische, englische, italienische Gedichte, wozu
ich den Stoff aus unseren Unterhaltungen
nahm, welche durchaus bedeutend und unter¬
richtend waren.

Schlosser wollte nicht Leipzig verlassen,
ohne die Männer, welche Namen hatten,
von Angesicht zu Angesicht gesehen zu haben.
Ich führte ihn gern zu denen mir bekannten,
die von mir noch nicht besuchten lernte ich
auf diese Weise ehrenvoll kennen, weil er,
als ein unterrichteter, schon characterisirter
Mann mit Auszeichnung empfangen wurde
und den Aufwand des Gesprächs recht gut zu
bestreiten wußte. Unsern Besuch bey Gott¬
sched darf ich nicht übergehen, indem die

te, ließ er mir ſodann poetiſche und proſaiſche
Aufſaͤtze in allen Sprachen ſehen, die, indem
ſie mich zur Nachahmung aufriefen, mich
abermals unendlich beunruhigten. Doch wu߬
te ich mir durch Thaͤtigkeit ſogleich zu helfen.
Ich ſchrieb an ihn gerichtete deutſche, fran¬
zoͤſiſche, engliſche, italieniſche Gedichte, wozu
ich den Stoff aus unſeren Unterhaltungen
nahm, welche durchaus bedeutend und unter¬
richtend waren.

Schloſſer wollte nicht Leipzig verlaſſen,
ohne die Maͤnner, welche Namen hatten,
von Angeſicht zu Angeſicht geſehen zu haben.
Ich fuͤhrte ihn gern zu denen mir bekannten,
die von mir noch nicht beſuchten lernte ich
auf dieſe Weiſe ehrenvoll kennen, weil er,
als ein unterrichteter, ſchon characteriſirter
Mann mit Auszeichnung empfangen wurde
und den Aufwand des Geſpraͤchs recht gut zu
beſtreiten wußte. Unſern Beſuch bey Gott¬
ſched darf ich nicht uͤbergehen, indem die

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[128/0136] te, ließ er mir ſodann poetiſche und proſaiſche Aufſaͤtze in allen Sprachen ſehen, die, indem ſie mich zur Nachahmung aufriefen, mich abermals unendlich beunruhigten. Doch wu߬ te ich mir durch Thaͤtigkeit ſogleich zu helfen. Ich ſchrieb an ihn gerichtete deutſche, fran¬ zoͤſiſche, engliſche, italieniſche Gedichte, wozu ich den Stoff aus unſeren Unterhaltungen nahm, welche durchaus bedeutend und unter¬ richtend waren. Schloſſer wollte nicht Leipzig verlaſſen, ohne die Maͤnner, welche Namen hatten, von Angeſicht zu Angeſicht geſehen zu haben. Ich fuͤhrte ihn gern zu denen mir bekannten, die von mir noch nicht beſuchten lernte ich auf dieſe Weiſe ehrenvoll kennen, weil er, als ein unterrichteter, ſchon characteriſirter Mann mit Auszeichnung empfangen wurde und den Aufwand des Geſpraͤchs recht gut zu beſtreiten wußte. Unſern Beſuch bey Gott¬ ſched darf ich nicht uͤbergehen, indem die

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/136>, abgerufen am 24.11.2024.