wöhnlich in solchen Waaren, womit die dar¬ bringende Stadt vorzüglich zu handlen pfleg¬ te. Der Pfeffer galt gleichsam für alle Waaren, und so brachte auch hier der Ab¬ gesandte einen schön gedrechselten hölzernen Pocal mit Pfeffer angefüllt. Ueber demsel¬ ben lagen ein Paar Handschuhe, wundersam geschlitzt, mit Seide besteppt und bequastet, als Zeichen einer gestatteten und angenomme¬ nen Vergünstigung, dessen sich auch wohl der Kaiser selbst in gewissen Fällen bediente. Daneben sah man ein weißes Stäbchen, wel¬ ches vormals bey gesetzlichen und gerichtlichen Handlungen nicht leicht fehlen durfte. Es waren noch einige kleine Silbermünzen hinzu¬ gefügt, und die Stadt Worms brachte einen alten Filzhut, den sie immer wieder einlöste, so daß derselbe viele Jahre ein Zeuge dieser Ceremonien gewesen.
Nachdem der Gesandte seine Anrede gehal¬ ten, das Geschenk abgegeben, von dem Schult¬
woͤhnlich in ſolchen Waaren, womit die dar¬ bringende Stadt vorzuͤglich zu handlen pfleg¬ te. Der Pfeffer galt gleichſam fuͤr alle Waaren, und ſo brachte auch hier der Ab¬ geſandte einen ſchoͤn gedrechſelten hoͤlzernen Pocal mit Pfeffer angefuͤllt. Ueber demſel¬ ben lagen ein Paar Handſchuhe, wunderſam geſchlitzt, mit Seide beſteppt und bequaſtet, als Zeichen einer geſtatteten und angenomme¬ nen Verguͤnſtigung, deſſen ſich auch wohl der Kaiſer ſelbſt in gewiſſen Faͤllen bediente. Daneben ſah man ein weißes Staͤbchen, wel¬ ches vormals bey geſetzlichen und gerichtlichen Handlungen nicht leicht fehlen durfte. Es waren noch einige kleine Silbermuͤnzen hinzu¬ gefuͤgt, und die Stadt Worms brachte einen alten Filzhut, den ſie immer wieder einloͤſte, ſo daß derſelbe viele Jahre ein Zeuge dieſer Ceremonien geweſen.
Nachdem der Geſandte ſeine Anrede gehal¬ ten, das Geſchenk abgegeben, von dem Schult¬
<TEI><text><body><p><pbfacs="#f0056"n="40"/>
woͤhnlich in ſolchen Waaren, womit die dar¬<lb/>
bringende Stadt vorzuͤglich zu handlen pfleg¬<lb/>
te. Der Pfeffer galt gleichſam fuͤr alle<lb/>
Waaren, und ſo brachte auch hier der Ab¬<lb/>
geſandte einen ſchoͤn gedrechſelten hoͤlzernen<lb/>
Pocal mit Pfeffer angefuͤllt. Ueber demſel¬<lb/>
ben lagen ein Paar Handſchuhe, wunderſam<lb/>
geſchlitzt, mit Seide beſteppt und bequaſtet,<lb/>
als Zeichen einer geſtatteten und angenomme¬<lb/>
nen Verguͤnſtigung, deſſen ſich auch wohl der<lb/>
Kaiſer ſelbſt in gewiſſen Faͤllen bediente.<lb/>
Daneben ſah man ein weißes Staͤbchen, wel¬<lb/>
ches vormals bey geſetzlichen und gerichtlichen<lb/>
Handlungen nicht leicht fehlen durfte. Es<lb/>
waren noch einige kleine Silbermuͤnzen hinzu¬<lb/>
gefuͤgt, und die Stadt Worms brachte einen<lb/>
alten Filzhut, den ſie immer wieder einloͤſte,<lb/>ſo daß derſelbe viele Jahre ein Zeuge dieſer<lb/>
Ceremonien geweſen.</p><lb/><p>Nachdem der Geſandte ſeine Anrede gehal¬<lb/>
ten, das Geſchenk abgegeben, von dem Schult¬<lb/></p></body></text></TEI>
[40/0056]
woͤhnlich in ſolchen Waaren, womit die dar¬
bringende Stadt vorzuͤglich zu handlen pfleg¬
te. Der Pfeffer galt gleichſam fuͤr alle
Waaren, und ſo brachte auch hier der Ab¬
geſandte einen ſchoͤn gedrechſelten hoͤlzernen
Pocal mit Pfeffer angefuͤllt. Ueber demſel¬
ben lagen ein Paar Handſchuhe, wunderſam
geſchlitzt, mit Seide beſteppt und bequaſtet,
als Zeichen einer geſtatteten und angenomme¬
nen Verguͤnſtigung, deſſen ſich auch wohl der
Kaiſer ſelbſt in gewiſſen Faͤllen bediente.
Daneben ſah man ein weißes Staͤbchen, wel¬
ches vormals bey geſetzlichen und gerichtlichen
Handlungen nicht leicht fehlen durfte. Es
waren noch einige kleine Silbermuͤnzen hinzu¬
gefuͤgt, und die Stadt Worms brachte einen
alten Filzhut, den ſie immer wieder einloͤſte,
ſo daß derſelbe viele Jahre ein Zeuge dieſer
Ceremonien geweſen.
Nachdem der Geſandte ſeine Anrede gehal¬
ten, das Geſchenk abgegeben, von dem Schult¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/56>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.