hungen vorfiel, noch die öffentliche Tafel des Kaisers und Königs, nichts konnte mich rüh¬ ren. Der Churfürst von Pfalz mochte kom¬ men um den beyden Majestäten aufzuwarten, diese mochten die Churfürsten besuchen, man mochte zur letzten churfürstlichen Sitzung zu¬ sammen fahren, um die rückständigen Puncte zu erledigen und den Churverein zu erneuern, nichts konnte mich aus meiner leidenschaftli¬ chen Einsamkeit hervorrufen. Ich ließ am Dankfeste die Glocken läuten, den Kaiser sich in die Kapuzinerkirche begeben, die Churfür¬ sten und den Kaiser abreisen, ohne deshalb einen Schritt von meinem Zimmer zu thun. Das letzte Canoniren, so unmäßig es auch seyn mochte, regte mich nicht auf, und wie der Pulverdampf sich verzog und der Schall verhallte, so war auch alle diese Herrlichkeit vor meiner Seele weggeschwunden.
Ich empfand nun keine Zufriedenheit, als im Wiederkäuen meines Elends und in der
hungen vorfiel, noch die oͤffentliche Tafel des Kaiſers und Koͤnigs, nichts konnte mich ruͤh¬ ren. Der Churfuͤrſt von Pfalz mochte kom¬ men um den beyden Majeſtaͤten aufzuwarten, dieſe mochten die Churfuͤrſten beſuchen, man mochte zur letzten churfuͤrſtlichen Sitzung zu¬ ſammen fahren, um die ruͤckſtaͤndigen Puncte zu erledigen und den Churverein zu erneuern, nichts konnte mich aus meiner leidenſchaftli¬ chen Einſamkeit hervorrufen. Ich ließ am Dankfeſte die Glocken laͤuten, den Kaiſer ſich in die Kapuzinerkirche begeben, die Churfuͤr¬ ſten und den Kaiſer abreiſen, ohne deshalb einen Schritt von meinem Zimmer zu thun. Das letzte Canoniren, ſo unmaͤßig es auch ſeyn mochte, regte mich nicht auf, und wie der Pulverdampf ſich verzog und der Schall verhallte, ſo war auch alle dieſe Herrlichkeit vor meiner Seele weggeſchwunden.
Ich empfand nun keine Zufriedenheit, als im Wiederkaͤuen meines Elends und in der
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hungen vorfiel, noch die oͤffentliche Tafel des
Kaiſers und Koͤnigs, nichts konnte mich ruͤh¬
ren. Der Churfuͤrſt von Pfalz mochte kom¬
men um den beyden Majeſtaͤten aufzuwarten,
dieſe mochten die Churfuͤrſten beſuchen, man
mochte zur letzten churfuͤrſtlichen Sitzung zu¬
ſammen fahren, um die ruͤckſtaͤndigen Puncte
zu erledigen und den Churverein zu erneuern,
nichts konnte mich aus meiner leidenſchaftli¬
chen Einſamkeit hervorrufen. Ich ließ am
Dankfeſte die Glocken laͤuten, den Kaiſer ſich
in die Kapuzinerkirche begeben, die Churfuͤr¬
ſten und den Kaiſer abreiſen, ohne deshalb
einen Schritt von meinem Zimmer zu thun.
Das letzte Canoniren, ſo unmaͤßig es auch
ſeyn mochte, regte mich nicht auf, und wie
der Pulverdampf ſich verzog und der Schall
verhallte, ſo war auch alle dieſe Herrlichkeit
vor meiner Seele weggeſchwunden.
Ich empfand nun keine Zufriedenheit, als
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/528>, abgerufen am 22.11.2024.
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