manchmal Streitigkeiten, wie weit jene Ge¬ leitenden heran kommen, oder ob sie wohl gar ihren Einritt in die Stadt nehmen könnten. Weil nun dieses nicht allein bey Handels- und Meßgeschäften statt fand, son¬ dern auch wenn hohe Personen in Kriegs- und Friedenszeiten, vorzüglich aber zu Wahltagen, sich heranbegaben; und es auch öfters zu Thätlichkeiten kam, sobald irgend ein Gefol¬ ge, das man in der Stadt nicht dulden woll¬ te, sich mit seinem Herrn hereinzudrängen begehrte: so waren zeither darüber manche Verhandlungen gepflogen, es waren viele Re¬ cesse deshalb, obgleich stets mit beyderseitigen Vorbehalten, geschlossen worden, und man gab die Hoffnung nicht auf, den seit Jahr¬ hunderten dauernden Zwist endlich einmal bey¬ zulegen, als die ganze Anstalt, weshalb er so lange und oft sehr heftig geführt worden war, beynah für unnütz, wenigstens für über¬ flüßig angesehen werden konnte.
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manchmal Streitigkeiten, wie weit jene Ge¬ leitenden heran kommen, oder ob ſie wohl gar ihren Einritt in die Stadt nehmen koͤnnten. Weil nun dieſes nicht allein bey Handels- und Meßgeſchaͤften ſtatt fand, ſon¬ dern auch wenn hohe Perſonen in Kriegs- und Friedenszeiten, vorzuͤglich aber zu Wahltagen, ſich heranbegaben; und es auch oͤfters zu Thaͤtlichkeiten kam, ſobald irgend ein Gefol¬ ge, das man in der Stadt nicht dulden woll¬ te, ſich mit ſeinem Herrn hereinzudraͤngen begehrte: ſo waren zeither daruͤber manche Verhandlungen gepflogen, es waren viele Re¬ ceſſe deshalb, obgleich ſtets mit beyderſeitigen Vorbehalten, geſchloſſen worden, und man gab die Hoffnung nicht auf, den ſeit Jahr¬ hunderten dauernden Zwiſt endlich einmal bey¬ zulegen, als die ganze Anſtalt, weshalb er ſo lange und oft ſehr heftig gefuͤhrt worden war, beynah fuͤr unnuͤtz, wenigſtens fuͤr uͤber¬ fluͤßig angeſehen werden konnte.
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[35/0051]
manchmal Streitigkeiten, wie weit jene Ge¬
leitenden heran kommen, oder ob ſie wohl
gar ihren Einritt in die Stadt nehmen
koͤnnten. Weil nun dieſes nicht allein bey
Handels- und Meßgeſchaͤften ſtatt fand, ſon¬
dern auch wenn hohe Perſonen in Kriegs- und
Friedenszeiten, vorzuͤglich aber zu Wahltagen,
ſich heranbegaben; und es auch oͤfters zu
Thaͤtlichkeiten kam, ſobald irgend ein Gefol¬
ge, das man in der Stadt nicht dulden woll¬
te, ſich mit ſeinem Herrn hereinzudraͤngen
begehrte: ſo waren zeither daruͤber manche
Verhandlungen gepflogen, es waren viele Re¬
ceſſe deshalb, obgleich ſtets mit beyderſeitigen
Vorbehalten, geſchloſſen worden, und man
gab die Hoffnung nicht auf, den ſeit Jahr¬
hunderten dauernden Zwiſt endlich einmal bey¬
zulegen, als die ganze Anſtalt, weshalb er
ſo lange und oft ſehr heftig gefuͤhrt worden
war, beynah fuͤr unnuͤtz, wenigſtens fuͤr uͤber¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/51>, abgerufen am 24.11.2024.
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