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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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zu Pferde. Der Kaiser im Ornat, der
römische König im spanischen Habit, bestei¬
gen gleichfalls ihre Rosse, und indem dieses
geschieht, hat sie uns der vorausgeschrittene
unendliche Zug bereits angemeldet.

Das Auge war schon ermüdet durch die
Menge der reichgekleideten Dienerschaft und
der übrigen Behörden, durch den stattlich
einher wandelnden Adel; und als nunmehr
die Wahlbotschafter, die Erbämter und zuletzt
unter dem reichgestickten, von zwölf Schöffen
und Rathsherrn getragenen Baldachin, der
Kaiser in romantischer Kleidung, zur Linken,
etwas hinter ihm, sein Sohn in spanischer
Tracht, langsam auf prächtig geschmückten
Pferden einherschwebten, war das Auge
nicht mehr sich selbst genug. Man hätte
gewünscht durch eine Zauberformel die Erschei¬
nung nur einen Augenblick zu fesseln; aber
die Herrlichkeit zog unaufhaltsam vorbey,

zu Pferde. Der Kaiſer im Ornat, der
roͤmiſche Koͤnig im ſpaniſchen Habit, beſtei¬
gen gleichfalls ihre Roſſe, und indem dieſes
geſchieht, hat ſie uns der vorausgeſchrittene
unendliche Zug bereits angemeldet.

Das Auge war ſchon ermuͤdet durch die
Menge der reichgekleideten Dienerſchaft und
der uͤbrigen Behoͤrden, durch den ſtattlich
einher wandelnden Adel; und als nunmehr
die Wahlbotſchafter, die Erbaͤmter und zuletzt
unter dem reichgeſtickten, von zwoͤlf Schoͤffen
und Rathsherrn getragenen Baldachin, der
Kaiſer in romantiſcher Kleidung, zur Linken,
etwas hinter ihm, ſein Sohn in ſpaniſcher
Tracht, langſam auf praͤchtig geſchmuͤckten
Pferden einherſchwebten, war das Auge
nicht mehr ſich ſelbſt genug. Man haͤtte
gewuͤnſcht durch eine Zauberformel die Erſchei¬
nung nur einen Augenblick zu feſſeln; aber
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[476/0492] zu Pferde. Der Kaiſer im Ornat, der roͤmiſche Koͤnig im ſpaniſchen Habit, beſtei¬ gen gleichfalls ihre Roſſe, und indem dieſes geſchieht, hat ſie uns der vorausgeſchrittene unendliche Zug bereits angemeldet. Das Auge war ſchon ermuͤdet durch die Menge der reichgekleideten Dienerſchaft und der uͤbrigen Behoͤrden, durch den ſtattlich einher wandelnden Adel; und als nunmehr die Wahlbotſchafter, die Erbaͤmter und zuletzt unter dem reichgeſtickten, von zwoͤlf Schoͤffen und Rathsherrn getragenen Baldachin, der Kaiſer in romantiſcher Kleidung, zur Linken, etwas hinter ihm, ſein Sohn in ſpaniſcher Tracht, langſam auf praͤchtig geſchmuͤckten Pferden einherſchwebten, war das Auge nicht mehr ſich ſelbſt genug. Man haͤtte gewuͤnſcht durch eine Zauberformel die Erſchei¬ nung nur einen Augenblick zu feſſeln; aber die Herrlichkeit zog unaufhaltſam vorbey,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/492>, abgerufen am 28.11.2024.