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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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diese Beschreibungen und Erzählungen ge¬
schahen mit heitrem und beruhigtem Gemüth:
denn der Achner Friede hatte für den Augen¬
blick aller Fehde ein Ende gemacht, und wie
von jenen Feyerlichkeiten, so sprach man mit
Behaglichkeit von den vorübergegangenen
Kriegszügen, von der Schlacht bey Dettin¬
gen, und was die merkwürdigsten Begebenhei¬
ten der verflossenen Jahre mehr seyn moch¬
ten; und alles Bedeutende und Gefährliche
schien, wie es nach einem abgeschlossenen Frie¬
den zu gehen pflegt, sich nur ereignet zu ha¬
ben, um glücklichen und sorgenfreyen Men¬
schen zur Unterhaltung zu dienen.

Hatte man in einer solchen patriotischen
Beschränkung kaum ein halbes Jahr hinge¬
bracht, so traten schon die Messen wieder
ein, welche in den sämmtlichen Kinderköpfen
jederzeit eine unglaubliche Gährung hervor¬
brachten. Eine durch Erbauung so vieler
Buden innerhalb der Stadt in weniger Zeit

dieſe Beſchreibungen und Erzaͤhlungen ge¬
ſchahen mit heitrem und beruhigtem Gemuͤth:
denn der Achner Friede hatte fuͤr den Augen¬
blick aller Fehde ein Ende gemacht, und wie
von jenen Feyerlichkeiten, ſo ſprach man mit
Behaglichkeit von den voruͤbergegangenen
Kriegszuͤgen, von der Schlacht bey Dettin¬
gen, und was die merkwuͤrdigſten Begebenhei¬
ten der verfloſſenen Jahre mehr ſeyn moch¬
ten; und alles Bedeutende und Gefaͤhrliche
ſchien, wie es nach einem abgeſchloſſenen Frie¬
den zu gehen pflegt, ſich nur ereignet zu ha¬
ben, um gluͤcklichen und ſorgenfreyen Men¬
ſchen zur Unterhaltung zu dienen.

Hatte man in einer ſolchen patriotiſchen
Beſchraͤnkung kaum ein halbes Jahr hinge¬
bracht, ſo traten ſchon die Meſſen wieder
ein, welche in den ſaͤmmtlichen Kinderkoͤpfen
jederzeit eine unglaubliche Gaͤhrung hervor¬
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[32/0048] dieſe Beſchreibungen und Erzaͤhlungen ge¬ ſchahen mit heitrem und beruhigtem Gemuͤth: denn der Achner Friede hatte fuͤr den Augen¬ blick aller Fehde ein Ende gemacht, und wie von jenen Feyerlichkeiten, ſo ſprach man mit Behaglichkeit von den voruͤbergegangenen Kriegszuͤgen, von der Schlacht bey Dettin¬ gen, und was die merkwuͤrdigſten Begebenhei¬ ten der verfloſſenen Jahre mehr ſeyn moch¬ ten; und alles Bedeutende und Gefaͤhrliche ſchien, wie es nach einem abgeſchloſſenen Frie¬ den zu gehen pflegt, ſich nur ereignet zu ha¬ ben, um gluͤcklichen und ſorgenfreyen Men¬ ſchen zur Unterhaltung zu dienen. Hatte man in einer ſolchen patriotiſchen Beſchraͤnkung kaum ein halbes Jahr hinge¬ bracht, ſo traten ſchon die Meſſen wieder ein, welche in den ſaͤmmtlichen Kinderkoͤpfen jederzeit eine unglaubliche Gaͤhrung hervor¬ brachten. Eine durch Erbauung ſo vieler Buden innerhalb der Stadt in weniger Zeit

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/48>, abgerufen am 24.11.2024.