nicht umhin, unsern Blick auf die herrlichen Pferde, das Geschirr und dessen Posament- Schmuck zu wenden; besonders aber fielen uns die wunderlichen, beyde auf den Pferden sitzenden, Kutscher und Vorreiter auf. Sie sahen wie aus einer andern Nation, ja wie aus einer andern Welt, in langen schwarz- und gelbsammtnen Röcken und Kappen mit großen Federbüschen, nach kaiserlicher Hof¬ sitte. Nun drängte sich so viel zusammen, daß man wenig mehr unterscheiden konnte. Die Schweizergarde zu beyden Seiten des Wagens, der Erbmarschall, das sächsische Schwerd aufwärts in der rechten Hand hal¬ tend, die Feldmarschälle als Anführer der kaiserlichen Garden hinter dem Wagen rei¬ tend, die kaiserlichen Edelknaben in Masse und endlich die Hatschiergarde selbst, in schwarzsammtnen Flügelröcken, alle Nähte reich mit Gold galonirt, darunter rothe Leib¬ röcke und lederfarbne Camisole, gleichfalls reich mit Gold besetzt. Man kam vor lauter
nicht umhin, unſern Blick auf die herrlichen Pferde, das Geſchirr und deſſen Poſament- Schmuck zu wenden; beſonders aber fielen uns die wunderlichen, beyde auf den Pferden ſitzenden, Kutſcher und Vorreiter auf. Sie ſahen wie aus einer andern Nation, ja wie aus einer andern Welt, in langen ſchwarz- und gelbſammtnen Roͤcken und Kappen mit großen Federbuͤſchen, nach kaiſerlicher Hof¬ ſitte. Nun draͤngte ſich ſo viel zuſammen, daß man wenig mehr unterſcheiden konnte. Die Schweizergarde zu beyden Seiten des Wagens, der Erbmarſchall, das ſaͤchſiſche Schwerd aufwaͤrts in der rechten Hand hal¬ tend, die Feldmarſchaͤlle als Anfuͤhrer der kaiſerlichen Garden hinter dem Wagen rei¬ tend, die kaiſerlichen Edelknaben in Maſſe und endlich die Hatſchiergarde ſelbſt, in ſchwarzſammtnen Fluͤgelroͤcken, alle Naͤhte reich mit Gold galonirt, darunter rothe Leib¬ roͤcke und lederfarbne Camiſole, gleichfalls reich mit Gold beſetzt. Man kam vor lauter
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0474"n="458"/>
nicht umhin, unſern Blick auf die herrlichen<lb/>
Pferde, das Geſchirr und deſſen Poſament-<lb/>
Schmuck zu wenden; beſonders aber fielen<lb/>
uns die wunderlichen, beyde auf den Pferden<lb/>ſitzenden, Kutſcher und Vorreiter auf. Sie<lb/>ſahen wie aus einer andern Nation, ja wie<lb/>
aus einer andern Welt, in langen ſchwarz-<lb/>
und gelbſammtnen Roͤcken und Kappen mit<lb/>
großen Federbuͤſchen, nach kaiſerlicher Hof¬<lb/>ſitte. Nun draͤngte ſich ſo viel zuſammen,<lb/>
daß man wenig mehr unterſcheiden konnte.<lb/>
Die Schweizergarde zu beyden Seiten des<lb/>
Wagens, der Erbmarſchall, das ſaͤchſiſche<lb/>
Schwerd aufwaͤrts in der rechten Hand hal¬<lb/>
tend, die Feldmarſchaͤlle als Anfuͤhrer der<lb/>
kaiſerlichen Garden hinter dem Wagen rei¬<lb/>
tend, die kaiſerlichen Edelknaben in Maſſe<lb/>
und endlich die Hatſchiergarde ſelbſt, in<lb/>ſchwarzſammtnen Fluͤgelroͤcken, alle Naͤhte<lb/>
reich mit Gold galonirt, darunter rothe Leib¬<lb/>
roͤcke und lederfarbne Camiſole, gleichfalls<lb/>
reich mit Gold beſetzt. Man kam vor lauter<lb/></p></div></body></text></TEI>
[458/0474]
nicht umhin, unſern Blick auf die herrlichen
Pferde, das Geſchirr und deſſen Poſament-
Schmuck zu wenden; beſonders aber fielen
uns die wunderlichen, beyde auf den Pferden
ſitzenden, Kutſcher und Vorreiter auf. Sie
ſahen wie aus einer andern Nation, ja wie
aus einer andern Welt, in langen ſchwarz-
und gelbſammtnen Roͤcken und Kappen mit
großen Federbuͤſchen, nach kaiſerlicher Hof¬
ſitte. Nun draͤngte ſich ſo viel zuſammen,
daß man wenig mehr unterſcheiden konnte.
Die Schweizergarde zu beyden Seiten des
Wagens, der Erbmarſchall, das ſaͤchſiſche
Schwerd aufwaͤrts in der rechten Hand hal¬
tend, die Feldmarſchaͤlle als Anfuͤhrer der
kaiſerlichen Garden hinter dem Wagen rei¬
tend, die kaiſerlichen Edelknaben in Maſſe
und endlich die Hatſchiergarde ſelbſt, in
ſchwarzſammtnen Fluͤgelroͤcken, alle Naͤhte
reich mit Gold galonirt, darunter rothe Leib¬
roͤcke und lederfarbne Camiſole, gleichfalls
reich mit Gold beſetzt. Man kam vor lauter
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/474>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.