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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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nicht umhin, unsern Blick auf die herrlichen
Pferde, das Geschirr und dessen Posament-
Schmuck zu wenden; besonders aber fielen
uns die wunderlichen, beyde auf den Pferden
sitzenden, Kutscher und Vorreiter auf. Sie
sahen wie aus einer andern Nation, ja wie
aus einer andern Welt, in langen schwarz-
und gelbsammtnen Röcken und Kappen mit
großen Federbüschen, nach kaiserlicher Hof¬
sitte. Nun drängte sich so viel zusammen,
daß man wenig mehr unterscheiden konnte.
Die Schweizergarde zu beyden Seiten des
Wagens, der Erbmarschall, das sächsische
Schwerd aufwärts in der rechten Hand hal¬
tend, die Feldmarschälle als Anführer der
kaiserlichen Garden hinter dem Wagen rei¬
tend, die kaiserlichen Edelknaben in Masse
und endlich die Hatschiergarde selbst, in
schwarzsammtnen Flügelröcken, alle Nähte
reich mit Gold galonirt, darunter rothe Leib¬
röcke und lederfarbne Camisole, gleichfalls
reich mit Gold besetzt. Man kam vor lauter

nicht umhin, unſern Blick auf die herrlichen
Pferde, das Geſchirr und deſſen Poſament-
Schmuck zu wenden; beſonders aber fielen
uns die wunderlichen, beyde auf den Pferden
ſitzenden, Kutſcher und Vorreiter auf. Sie
ſahen wie aus einer andern Nation, ja wie
aus einer andern Welt, in langen ſchwarz-
und gelbſammtnen Roͤcken und Kappen mit
großen Federbuͤſchen, nach kaiſerlicher Hof¬
ſitte. Nun draͤngte ſich ſo viel zuſammen,
daß man wenig mehr unterſcheiden konnte.
Die Schweizergarde zu beyden Seiten des
Wagens, der Erbmarſchall, das ſaͤchſiſche
Schwerd aufwaͤrts in der rechten Hand hal¬
tend, die Feldmarſchaͤlle als Anfuͤhrer der
kaiſerlichen Garden hinter dem Wagen rei¬
tend, die kaiſerlichen Edelknaben in Maſſe
und endlich die Hatſchiergarde ſelbſt, in
ſchwarzſammtnen Fluͤgelroͤcken, alle Naͤhte
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[458/0474] nicht umhin, unſern Blick auf die herrlichen Pferde, das Geſchirr und deſſen Poſament- Schmuck zu wenden; beſonders aber fielen uns die wunderlichen, beyde auf den Pferden ſitzenden, Kutſcher und Vorreiter auf. Sie ſahen wie aus einer andern Nation, ja wie aus einer andern Welt, in langen ſchwarz- und gelbſammtnen Roͤcken und Kappen mit großen Federbuͤſchen, nach kaiſerlicher Hof¬ ſitte. Nun draͤngte ſich ſo viel zuſammen, daß man wenig mehr unterſcheiden konnte. Die Schweizergarde zu beyden Seiten des Wagens, der Erbmarſchall, das ſaͤchſiſche Schwerd aufwaͤrts in der rechten Hand hal¬ tend, die Feldmarſchaͤlle als Anfuͤhrer der kaiſerlichen Garden hinter dem Wagen rei¬ tend, die kaiſerlichen Edelknaben in Maſſe und endlich die Hatſchiergarde ſelbſt, in ſchwarzſammtnen Fluͤgelroͤcken, alle Naͤhte reich mit Gold galonirt, darunter rothe Leib¬ roͤcke und lederfarbne Camiſole, gleichfalls reich mit Gold beſetzt. Man kam vor lauter

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/474>, abgerufen am 28.11.2024.