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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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den sollten. Jeder Stand wollte in diesem
Document seine Gerechtsame gewahrt und
sein Ansehen vermehrt wissen. Gar viele
solcher Bemerkungen und Wünsche wurden
jedoch bey Seite geschoben; vieles blieb wie
es gewesen war: gleichwohl erhielten die Mo¬
nenten die bündigsten Versicherungen, daß ih¬
nen jene Uebergehung keineswegs zum Präju¬
diz gereichen solle.

Sehr vielen und beschwerlichen Geschäf¬
ten mußte sich indessen das Reichsmarschall¬
amt unterziehen: die Masse der Fremden
wuchs, es wurde immer schwieriger sie unter¬
zubringen. Ueber die Gränzen der verschie¬
denen churfürstlichen Bezirke war man nicht
einig. Der Magistrat wollte von den Bür¬
gern die Lasten abhalten, zu denen sie nicht
verpflichtet schienen, und so gab es, bey Tag
und bey Nacht, stündlich Beschwerden, Re¬
curse, Streit und Mishelligkeiten.

den ſollten. Jeder Stand wollte in dieſem
Document ſeine Gerechtſame gewahrt und
ſein Anſehen vermehrt wiſſen. Gar viele
ſolcher Bemerkungen und Wuͤnſche wurden
jedoch bey Seite geſchoben; vieles blieb wie
es geweſen war: gleichwohl erhielten die Mo¬
nenten die buͤndigſten Verſicherungen, daß ih¬
nen jene Uebergehung keineswegs zum Praͤju¬
diz gereichen ſolle.

Sehr vielen und beſchwerlichen Geſchaͤf¬
ten mußte ſich indeſſen das Reichsmarſchall¬
amt unterziehen: die Maſſe der Fremden
wuchs, es wurde immer ſchwieriger ſie unter¬
zubringen. Ueber die Graͤnzen der verſchie¬
denen churfuͤrſtlichen Bezirke war man nicht
einig. Der Magiſtrat wollte von den Buͤr¬
gern die Laſten abhalten, zu denen ſie nicht
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[438/0454] den ſollten. Jeder Stand wollte in dieſem Document ſeine Gerechtſame gewahrt und ſein Anſehen vermehrt wiſſen. Gar viele ſolcher Bemerkungen und Wuͤnſche wurden jedoch bey Seite geſchoben; vieles blieb wie es geweſen war: gleichwohl erhielten die Mo¬ nenten die buͤndigſten Verſicherungen, daß ih¬ nen jene Uebergehung keineswegs zum Praͤju¬ diz gereichen ſolle. Sehr vielen und beſchwerlichen Geſchaͤf¬ ten mußte ſich indeſſen das Reichsmarſchall¬ amt unterziehen: die Maſſe der Fremden wuchs, es wurde immer ſchwieriger ſie unter¬ zubringen. Ueber die Graͤnzen der verſchie¬ denen churfuͤrſtlichen Bezirke war man nicht einig. Der Magiſtrat wollte von den Buͤr¬ gern die Laſten abhalten, zu denen ſie nicht verpflichtet ſchienen, und ſo gab es, bey Tag und bey Nacht, ſtuͤndlich Beſchwerden, Re¬ curſe, Streit und Mishelligkeiten.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/454>, abgerufen am 28.11.2024.