nicht nur gaffen, sondern alles wohl bemer¬ ken sollten, um zu Hause gehörig Rechen¬ schaft zu geben, ja manchen kleinen Aufsatz auszufertigen, worüber sich mein Vater und Herr von Königsthal, theils zu unserer Ue¬ bung theils zu eigner Notiz, beredet hatten. Und wirklich gereichte mir dieß zu besondrem Vortheil, indem ich über das Aeußerliche so ziemlich ein lebendiges Wahl- und Krönungs¬ diarium vorstellen konnte.
Die Persönlichkeiten der Abgeordneten, welche auf mich einen bleibenden Eindruck ge¬ macht haben, waren zunächst die des chur¬ mainzischen ersten Bothschafters, Barons von Erthal, nachmaligen Churfürsten. Ohne irgend etwas Auffallendes in der Gestalt zu haben, wollte er mir in seinem schwarzen, mit Spitzen besetzten Talar immer gar wohl¬ gefallen. Der zweyte Bothschafter, Baron von Groschlag, war ein wohlgebauter, im Aeußern bequem aber höchst anständig sich be¬
nicht nur gaffen, ſondern alles wohl bemer¬ ken ſollten, um zu Hauſe gehoͤrig Rechen¬ ſchaft zu geben, ja manchen kleinen Aufſatz auszufertigen, woruͤber ſich mein Vater und Herr von Koͤnigsthal, theils zu unſerer Ue¬ bung theils zu eigner Notiz, beredet hatten. Und wirklich gereichte mir dieß zu beſondrem Vortheil, indem ich uͤber das Aeußerliche ſo ziemlich ein lebendiges Wahl- und Kroͤnungs¬ diarium vorſtellen konnte.
Die Perſoͤnlichkeiten der Abgeordneten, welche auf mich einen bleibenden Eindruck ge¬ macht haben, waren zunaͤchſt die des chur¬ mainziſchen erſten Bothſchafters, Barons von Erthal, nachmaligen Churfuͤrſten. Ohne irgend etwas Auffallendes in der Geſtalt zu haben, wollte er mir in ſeinem ſchwarzen, mit Spitzen beſetzten Talar immer gar wohl¬ gefallen. Der zweyte Bothſchafter, Baron von Groſchlag, war ein wohlgebauter, im Aeußern bequem aber hoͤchſt anſtaͤndig ſich be¬
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nicht nur gaffen, ſondern alles wohl bemer¬
ken ſollten, um zu Hauſe gehoͤrig Rechen¬
ſchaft zu geben, ja manchen kleinen Aufſatz
auszufertigen, woruͤber ſich mein Vater und
Herr von Koͤnigsthal, theils zu unſerer Ue¬
bung theils zu eigner Notiz, beredet hatten.
Und wirklich gereichte mir dieß zu beſondrem
Vortheil, indem ich uͤber das Aeußerliche ſo
ziemlich ein lebendiges Wahl- und Kroͤnungs¬
diarium vorſtellen konnte.
Die Perſoͤnlichkeiten der Abgeordneten,
welche auf mich einen bleibenden Eindruck ge¬
macht haben, waren zunaͤchſt die des chur¬
mainziſchen erſten Bothſchafters, Barons von
Erthal, nachmaligen Churfuͤrſten. Ohne
irgend etwas Auffallendes in der Geſtalt zu
haben, wollte er mir in ſeinem ſchwarzen,
mit Spitzen beſetzten Talar immer gar wohl¬
gefallen. Der zweyte Bothſchafter, Baron
von Groſchlag, war ein wohlgebauter, im
Aeußern bequem aber hoͤchſt anſtaͤndig ſich be¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/447>, abgerufen am 25.11.2024.
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