willigte ein; sie theilten mir manches Beson¬ dere mit, was der Brief enthalten sollte, und wir brachten ihn schon fertig mit nach Hause.
Kurze Zeit darauf wurde ich durch mei¬ nen Freund dringend eingeladen, an einem Abendfeste jener Gesellschaft Theil zu nehmen. Der Liebhaber wolle es dießmal ausstatten, und verlange dabey ausdrücklich, dem Freunde zu danken, der sich so vortrefflich als poeti¬ scher Secretär erwiesen.
Wir kamen spät genug zusammen, die Mahlzeit war die frugalste, der Wein trink¬ bar; und was die Unterhaltung betraf, so drehte sie sich fast gänzlich um die Verhöh¬ nung des gegenwärtigen, freylich nicht sehr aufgeweckten Menschen, der nach wiederhol¬ ter Lesung des Briefes nicht weit davon war zu glauben, er habe ihn selbst geschrieben.
willigte ein; ſie theilten mir manches Beſon¬ dere mit, was der Brief enthalten ſollte, und wir brachten ihn ſchon fertig mit nach Hauſe.
Kurze Zeit darauf wurde ich durch mei¬ nen Freund dringend eingeladen, an einem Abendfeſte jener Geſellſchaft Theil zu nehmen. Der Liebhaber wolle es dießmal ausſtatten, und verlange dabey ausdruͤcklich, dem Freunde zu danken, der ſich ſo vortrefflich als poeti¬ ſcher Secretaͤr erwieſen.
Wir kamen ſpaͤt genug zuſammen, die Mahlzeit war die frugalſte, der Wein trink¬ bar; und was die Unterhaltung betraf, ſo drehte ſie ſich faſt gaͤnzlich um die Verhoͤh¬ nung des gegenwaͤrtigen, freylich nicht ſehr aufgeweckten Menſchen, der nach wiederhol¬ ter Leſung des Briefes nicht weit davon war zu glauben, er habe ihn ſelbſt geſchrieben.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0410"n="394"/>
willigte ein; ſie theilten mir manches Beſon¬<lb/>
dere mit, was der Brief enthalten ſollte,<lb/>
und wir brachten ihn ſchon fertig mit nach<lb/>
Hauſe.</p><lb/><p>Kurze Zeit darauf wurde ich durch mei¬<lb/>
nen Freund dringend eingeladen, an einem<lb/>
Abendfeſte jener Geſellſchaft Theil zu nehmen.<lb/>
Der Liebhaber wolle es dießmal ausſtatten,<lb/>
und verlange dabey ausdruͤcklich, dem Freunde<lb/>
zu danken, der ſich ſo vortrefflich als poeti¬<lb/>ſcher Secretaͤr erwieſen.</p><lb/><p>Wir kamen ſpaͤt genug zuſammen, die<lb/>
Mahlzeit war die frugalſte, der Wein trink¬<lb/>
bar; und was die Unterhaltung betraf, ſo<lb/>
drehte ſie ſich faſt gaͤnzlich um die Verhoͤh¬<lb/>
nung des gegenwaͤrtigen, freylich nicht ſehr<lb/>
aufgeweckten Menſchen, der nach wiederhol¬<lb/>
ter Leſung des Briefes nicht weit davon war<lb/>
zu glauben, er habe ihn ſelbſt geſchrieben.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[394/0410]
willigte ein; ſie theilten mir manches Beſon¬
dere mit, was der Brief enthalten ſollte,
und wir brachten ihn ſchon fertig mit nach
Hauſe.
Kurze Zeit darauf wurde ich durch mei¬
nen Freund dringend eingeladen, an einem
Abendfeſte jener Geſellſchaft Theil zu nehmen.
Der Liebhaber wolle es dießmal ausſtatten,
und verlange dabey ausdruͤcklich, dem Freunde
zu danken, der ſich ſo vortrefflich als poeti¬
ſcher Secretaͤr erwieſen.
Wir kamen ſpaͤt genug zuſammen, die
Mahlzeit war die frugalſte, der Wein trink¬
bar; und was die Unterhaltung betraf, ſo
drehte ſie ſich faſt gaͤnzlich um die Verhoͤh¬
nung des gegenwaͤrtigen, freylich nicht ſehr
aufgeweckten Menſchen, der nach wiederhol¬
ter Leſung des Briefes nicht weit davon war
zu glauben, er habe ihn ſelbſt geſchrieben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/410>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.