leute einnehmen und dadurch eine neue Be¬ quartierung gleichsam unmöglich machen. Der Graf, der nach der Trennung von seinen geliebten Gemälden kein besonderes Interesse mehr am Hause fand, auch ohnehin bald abgerufen und versetzt zu werden hoffte, ließ es sich ohne Widerrede gefallen eine an¬ dere gute Wohnung zu beziehen, und schied von uns in Frieden und gutem Willen. Auch verließ er bald darauf die Stadt und erhielt stufenweise noch verschiedene Chargen, doch, wie man hörte, nicht zu seiner Zufriedenheit. Er hatte indeß das Vergnügen, jene so emsig von ihm besorgten Gemälde in dem Schlosse seines Bruders glücklich angebracht zu sehen; schrieb einige Male, sendete Maße und ließ von den mehr genannten Künstlern verschie¬ denes nacharbeiten. Endlich vernahmen wir nichts weiter von ihm, außer daß man uns nach mehreren Jahren versichern wollte, er sey in Westindien, auf einer der französischen Colonieen, als Gouverneur gestorben.
leute einnehmen und dadurch eine neue Be¬ quartierung gleichſam unmoͤglich machen. Der Graf, der nach der Trennung von ſeinen geliebten Gemaͤlden kein beſonderes Intereſſe mehr am Hauſe fand, auch ohnehin bald abgerufen und verſetzt zu werden hoffte, ließ es ſich ohne Widerrede gefallen eine an¬ dere gute Wohnung zu beziehen, und ſchied von uns in Frieden und gutem Willen. Auch verließ er bald darauf die Stadt und erhielt ſtufenweiſe noch verſchiedene Chargen, doch, wie man hoͤrte, nicht zu ſeiner Zufriedenheit. Er hatte indeß das Vergnuͤgen, jene ſo emſig von ihm beſorgten Gemaͤlde in dem Schloſſe ſeines Bruders gluͤcklich angebracht zu ſehen; ſchrieb einige Male, ſendete Maße und ließ von den mehr genannten Kuͤnſtlern verſchie¬ denes nacharbeiten. Endlich vernahmen wir nichts weiter von ihm, außer daß man uns nach mehreren Jahren verſichern wollte, er ſey in Weſtindien, auf einer der franzoͤſiſchen Colonieen, als Gouverneur geſtorben.
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leute einnehmen und dadurch eine neue Be¬
quartierung gleichſam unmoͤglich machen. Der
Graf, der nach der Trennung von ſeinen
geliebten Gemaͤlden kein beſonderes Intereſſe
mehr am Hauſe fand, auch ohnehin bald
abgerufen und verſetzt zu werden hoffte,
ließ es ſich ohne Widerrede gefallen eine an¬
dere gute Wohnung zu beziehen, und ſchied
von uns in Frieden und gutem Willen. Auch
verließ er bald darauf die Stadt und erhielt
ſtufenweiſe noch verſchiedene Chargen, doch,
wie man hoͤrte, nicht zu ſeiner Zufriedenheit.
Er hatte indeß das Vergnuͤgen, jene ſo emſig
von ihm beſorgten Gemaͤlde in dem Schloſſe
ſeines Bruders gluͤcklich angebracht zu ſehen;
ſchrieb einige Male, ſendete Maße und ließ
von den mehr genannten Kuͤnſtlern verſchie¬
denes nacharbeiten. Endlich vernahmen wir
nichts weiter von ihm, außer daß man uns
nach mehreren Jahren verſichern wollte, er
ſey in Weſtindien, auf einer der franzoͤſiſchen
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/276>, abgerufen am 24.11.2024.
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