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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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gen diese Bilder zu sehen das ganze Haus
herbeytrieb, daß mein Vater und der Graf
zusammentreffend an diesen Kunstwerken ein
gemeinsames Gefallen bezeigten, das sie an
einander selbst nicht finden konnten.

Kaum hatten also die Kisten und Ka¬
sten das Haus geräumt, als der früher
eingeleitete aber unterbrochne Betrieb, den
Grafen zu entfernen, wieder angeknüpft wur¬
de. Man suchte durch Vorstellungen die
Gerechtigkeit, die Billigkeit durch Bitten,
durch Einfluß die Neigung zu gewinnen, und
brachte es endlich dahin, daß die Quartier¬
herren den Beschluß faßten: es solle der Graf
umlogirt, und unser Haus, in Betracht der
seit einigen Jahren unausgesetzt Tag und
Nacht getragnen Last, künftig mit Einquar¬
tierung verschont werden. Damit sich aber
hierzu ein scheinbarer Vorwand finde, so solle
man in eben den ersten Stock, den bisher
der Königs-Lieutenant besetzt gehabt, Mieth¬

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gen dieſe Bilder zu ſehen das ganze Haus
herbeytrieb, daß mein Vater und der Graf
zuſammentreffend an dieſen Kunſtwerken ein
gemeinſames Gefallen bezeigten, das ſie an
einander ſelbſt nicht finden konnten.

Kaum hatten alſo die Kiſten und Ka¬
ſten das Haus geraͤumt, als der fruͤher
eingeleitete aber unterbrochne Betrieb, den
Grafen zu entfernen, wieder angeknuͤpft wur¬
de. Man ſuchte durch Vorſtellungen die
Gerechtigkeit, die Billigkeit durch Bitten,
durch Einfluß die Neigung zu gewinnen, und
brachte es endlich dahin, daß die Quartier¬
herren den Beſchluß faßten: es ſolle der Graf
umlogirt, und unſer Haus, in Betracht der
ſeit einigen Jahren unausgeſetzt Tag und
Nacht getragnen Laſt, kuͤnftig mit Einquar¬
tierung verſchont werden. Damit ſich aber
hierzu ein ſcheinbarer Vorwand finde, ſo ſolle
man in eben den erſten Stock, den bisher
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[259/0275] gen dieſe Bilder zu ſehen das ganze Haus herbeytrieb, daß mein Vater und der Graf zuſammentreffend an dieſen Kunſtwerken ein gemeinſames Gefallen bezeigten, das ſie an einander ſelbſt nicht finden konnten. Kaum hatten alſo die Kiſten und Ka¬ ſten das Haus geraͤumt, als der fruͤher eingeleitete aber unterbrochne Betrieb, den Grafen zu entfernen, wieder angeknuͤpft wur¬ de. Man ſuchte durch Vorſtellungen die Gerechtigkeit, die Billigkeit durch Bitten, durch Einfluß die Neigung zu gewinnen, und brachte es endlich dahin, daß die Quartier¬ herren den Beſchluß faßten: es ſolle der Graf umlogirt, und unſer Haus, in Betracht der ſeit einigen Jahren unausgeſetzt Tag und Nacht getragnen Laſt, kuͤnftig mit Einquar¬ tierung verſchont werden. Damit ſich aber hierzu ein ſcheinbarer Vorwand finde, ſo ſolle man in eben den erſten Stock, den bisher der Koͤnigs-Lieutenant beſetzt gehabt, Mieth¬ 17 *

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/275>, abgerufen am 24.11.2024.