men. Die Absendung war vor der Thüre, trocknen sollte es auch noch, jeder Verzug war mislich; der Graf, in Verzweiflung, wollte ihn militärisch abholen lassen. Wir alle wünschten die Bilder endlich fort zu se¬ hen, und fanden zuletzt keine Auskunft, als daß der Gevatter Dolmetsch sich in einen Wagen setzte und den Widerspänstigen mit Frau und Kind herüberholte, der dann von dem Grafen freundlich empfangen, wohl gepflegt, und zuletzt reichlich beschenkt entlas¬ sen wurde.
Nach den fortgeschafften Bildern zeigte sich ein großer Friede im Hause. Das Giebel¬ zimmer im Mansard wurde gereinigt und mir übergeben, und mein Vater, wie er die Kasten fortschaffen sah, konnte sich des Wun¬ sches nicht erwehren, den Grafen hinterdrein zu schicken. Denn wie sehr die Neigung des Grafen auch mit der seinigen übereinstimmte; wie sehr es den Vater freuen mußte, seinen
I. 17
men. Die Abſendung war vor der Thuͤre, trocknen ſollte es auch noch, jeder Verzug war mislich; der Graf, in Verzweiflung, wollte ihn militaͤriſch abholen laſſen. Wir alle wuͤnſchten die Bilder endlich fort zu ſe¬ hen, und fanden zuletzt keine Auskunft, als daß der Gevatter Dolmetſch ſich in einen Wagen ſetzte und den Widerſpaͤnſtigen mit Frau und Kind heruͤberholte, der dann von dem Grafen freundlich empfangen, wohl gepflegt, und zuletzt reichlich beſchenkt entlaſ¬ ſen wurde.
Nach den fortgeſchafften Bildern zeigte ſich ein großer Friede im Hauſe. Das Giebel¬ zimmer im Manſard wurde gereinigt und mir uͤbergeben, und mein Vater, wie er die Kaſten fortſchaffen ſah, konnte ſich des Wun¬ ſches nicht erwehren, den Grafen hinterdrein zu ſchicken. Denn wie ſehr die Neigung des Grafen auch mit der ſeinigen uͤbereinſtimmte; wie ſehr es den Vater freuen mußte, ſeinen
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men. Die Abſendung war vor der Thuͤre,
trocknen ſollte es auch noch, jeder Verzug
war mislich; der Graf, in Verzweiflung,
wollte ihn militaͤriſch abholen laſſen. Wir
alle wuͤnſchten die Bilder endlich fort zu ſe¬
hen, und fanden zuletzt keine Auskunft, als
daß der Gevatter Dolmetſch ſich in einen
Wagen ſetzte und den Widerſpaͤnſtigen mit
Frau und Kind heruͤberholte, der dann von
dem Grafen freundlich empfangen, wohl
gepflegt, und zuletzt reichlich beſchenkt entlaſ¬
ſen wurde.
Nach den fortgeſchafften Bildern zeigte ſich
ein großer Friede im Hauſe. Das Giebel¬
zimmer im Manſard wurde gereinigt und
mir uͤbergeben, und mein Vater, wie er die
Kaſten fortſchaffen ſah, konnte ſich des Wun¬
ſches nicht erwehren, den Grafen hinterdrein
zu ſchicken. Denn wie ſehr die Neigung des
Grafen auch mit der ſeinigen uͤbereinſtimmte;
wie ſehr es den Vater freuen mußte, ſeinen
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/273>, abgerufen am 24.11.2024.
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