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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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lebte und hier und da vielleicht weniger en¬
ergisch verfuhr.

Indessen war nun schon eine ansehnliche
Partie der bestellten Gemälde abgeliefert.
Graf Thorane brachte seine Freystunden mit
der Betrachtung derselben zu, indem er sie
in gedachtem Gibelzimmer, Bane für Bane,
breiter und schmäler, neben einander, und
weil es an Platz mangelte, sogar über einan¬
der nageln, wiederabnehmen und aufrollen
ließ. Immer wurden die Arbeiten aufs neue
untersucht, man erfreute sich wiederholt an
den Stellen, die man für die gelungensten
hielt; aber es fehlte auch nicht an Wünschen,
dieses oder jenes anders geleistet zu sehen.

Hieraus entsprang eine neue und ganz
wundersame Operation. Da nämlich der
eine Maler Figuren, der andere die Mittel¬
gründe und Fernen, der dritte die Bäume,
der vierte die Blumen am besten arbeitete;

lebte und hier und da vielleicht weniger en¬
ergiſch verfuhr.

Indeſſen war nun ſchon eine anſehnliche
Partie der beſtellten Gemaͤlde abgeliefert.
Graf Thorane brachte ſeine Freyſtunden mit
der Betrachtung derſelben zu, indem er ſie
in gedachtem Gibelzimmer, Bane fuͤr Bane,
breiter und ſchmaͤler, neben einander, und
weil es an Platz mangelte, ſogar uͤber einan¬
der nageln, wiederabnehmen und aufrollen
ließ. Immer wurden die Arbeiten aufs neue
unterſucht, man erfreute ſich wiederholt an
den Stellen, die man fuͤr die gelungenſten
hielt; aber es fehlte auch nicht an Wuͤnſchen,
dieſes oder jenes anders geleiſtet zu ſehen.

Hieraus entſprang eine neue und ganz
wunderſame Operation. Da naͤmlich der
eine Maler Figuren, der andere die Mittel¬
gruͤnde und Fernen, der dritte die Baͤume,
der vierte die Blumen am beſten arbeitete;

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[252/0268] lebte und hier und da vielleicht weniger en¬ ergiſch verfuhr. Indeſſen war nun ſchon eine anſehnliche Partie der beſtellten Gemaͤlde abgeliefert. Graf Thorane brachte ſeine Freyſtunden mit der Betrachtung derſelben zu, indem er ſie in gedachtem Gibelzimmer, Bane fuͤr Bane, breiter und ſchmaͤler, neben einander, und weil es an Platz mangelte, ſogar uͤber einan¬ der nageln, wiederabnehmen und aufrollen ließ. Immer wurden die Arbeiten aufs neue unterſucht, man erfreute ſich wiederholt an den Stellen, die man fuͤr die gelungenſten hielt; aber es fehlte auch nicht an Wuͤnſchen, dieſes oder jenes anders geleiſtet zu ſehen. Hieraus entſprang eine neue und ganz wunderſame Operation. Da naͤmlich der eine Maler Figuren, der andere die Mittel¬ gruͤnde und Fernen, der dritte die Baͤume, der vierte die Blumen am beſten arbeitete;

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/268>, abgerufen am 24.11.2024.