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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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see kamen häufig vor, und ich erinnere mich
noch deutlich mancher charakteristischen Figu¬
ren. Von den Molierischen ist mir we¬
niger im Sinn geblieben. Was am meisten
Eindruck auf mich machte, war die Hyper¬
mnestra von Lemiere, die als ein neues
Stück mit Sorgfalt aufgeführt und wieder¬
holt gegeben wurde. Höchst anmuthig war
der Eindruck, den der Devin du Village,
Rose et Colas, Annette et Lubin
, auf
mich machten. Ich kann mir die bebänder¬
ten Buben und Mädchen und ihre Bewe¬
gungen noch jetzt zurückrufen. Es dauerte
nicht lange, so regte sich der Wunsch bey
mir, mich auf dem Theater selbst umzusehen,
wozu sich mir so mancherley Gelegenheit dar¬
bot. Denn da ich nicht immer die ganzen
Stücke auszuhören Geduld hatte, und manche
Zeit in den Corridors, auch wohl bey gelin¬
derer Jahrszeit vor der Thüre, mit andern
Kindern meines Alters allerley Spiele trieb;
so gesellte sich ein schöner munterer Knabe

ſée kamen haͤufig vor, und ich erinnere mich
noch deutlich mancher charakteriſtiſchen Figu¬
ren. Von den Molieriſchen iſt mir we¬
niger im Sinn geblieben. Was am meiſten
Eindruck auf mich machte, war die Hyper¬
mneſtra von Lemière, die als ein neues
Stuͤck mit Sorgfalt aufgefuͤhrt und wieder¬
holt gegeben wurde. Hoͤchſt anmuthig war
der Eindruck, den der Devin du Village,
Rose et Colas, Annette et Lubin
, auf
mich machten. Ich kann mir die bebaͤnder¬
ten Buben und Maͤdchen und ihre Bewe¬
gungen noch jetzt zuruͤckrufen. Es dauerte
nicht lange, ſo regte ſich der Wunſch bey
mir, mich auf dem Theater ſelbſt umzuſehen,
wozu ſich mir ſo mancherley Gelegenheit dar¬
bot. Denn da ich nicht immer die ganzen
Stuͤcke auszuhoͤren Geduld hatte, und manche
Zeit in den Corridors, auch wohl bey gelin¬
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[205/0221] ſée kamen haͤufig vor, und ich erinnere mich noch deutlich mancher charakteriſtiſchen Figu¬ ren. Von den Molieriſchen iſt mir we¬ niger im Sinn geblieben. Was am meiſten Eindruck auf mich machte, war die Hyper¬ mneſtra von Lemière, die als ein neues Stuͤck mit Sorgfalt aufgefuͤhrt und wieder¬ holt gegeben wurde. Hoͤchſt anmuthig war der Eindruck, den der Devin du Village, Rose et Colas, Annette et Lubin, auf mich machten. Ich kann mir die bebaͤnder¬ ten Buben und Maͤdchen und ihre Bewe¬ gungen noch jetzt zuruͤckrufen. Es dauerte nicht lange, ſo regte ſich der Wunſch bey mir, mich auf dem Theater ſelbſt umzuſehen, wozu ſich mir ſo mancherley Gelegenheit dar¬ bot. Denn da ich nicht immer die ganzen Stuͤcke auszuhoͤren Geduld hatte, und manche Zeit in den Corridors, auch wohl bey gelin¬ derer Jahrszeit vor der Thuͤre, mit andern Kindern meines Alters allerley Spiele trieb; ſo geſellte ſich ein ſchoͤner munterer Knabe

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/221>, abgerufen am 27.11.2024.