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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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für Frankfurter Bürger bestimmten Hospitals,
ein botanischer Garten, ein anatomisch Thea¬
ter, ein chemisch Laboratorium, eine ansehn¬
liche Bibliothek und eine Wohnung für den Di¬
rector eingerichtet ward, auf eine Weise, de¬
ren keine Akademie sich hätte schämen dürfen.

Ein andrer vorzüglicher Mann, dessen
Persönlichkeit nicht sowohl als seine Wirkung
in der Nachbarschaft und seine Schriften ei¬
nen sehr bedeutenden Einfluß auf mich ge¬
habt haben, war Carl Friedrich von
Moser
, der seiner Geschäftstätigkeit wegen
in unserer Gegend immer genannt wurde.
Auch er hatte einen gründlich-sittlichen Cha¬
racter, der, weil die Gebrechen der mensch¬
lichen Natur ihm wohl manchmal zu schaffen
machten, ihn sogar zu den sogenannten From¬
men hinzog; und so wollte er, wie von Loen
das Hofleben, eben so das Geschäftsleben
einer gewissenhafteren Behandlung entgegen¬
führen. Die große Anzahl der kleinen deut¬

fuͤr Frankfurter Buͤrger beſtimmten Hospitals,
ein botaniſcher Garten, ein anatomiſch Thea¬
ter, ein chemiſch Laboratorium, eine anſehn¬
liche Bibliothek und eine Wohnung fuͤr den Di¬
rector eingerichtet ward, auf eine Weiſe, de¬
ren keine Akademie ſich haͤtte ſchaͤmen duͤrfen.

Ein andrer vorzuͤglicher Mann, deſſen
Perſoͤnlichkeit nicht ſowohl als ſeine Wirkung
in der Nachbarſchaft und ſeine Schriften ei¬
nen ſehr bedeutenden Einfluß auf mich ge¬
habt haben, war Carl Friedrich von
Moſer
, der ſeiner Geſchaͤftstaͤtigkeit wegen
in unſerer Gegend immer genannt wurde.
Auch er hatte einen gruͤndlich-ſittlichen Cha¬
racter, der, weil die Gebrechen der menſch¬
lichen Natur ihm wohl manchmal zu ſchaffen
machten, ihn ſogar zu den ſogenannten From¬
men hinzog; und ſo wollte er, wie von Loen
das Hofleben, eben ſo das Geſchaͤftsleben
einer gewiſſenhafteren Behandlung entgegen¬
fuͤhren. Die große Anzahl der kleinen deut¬

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[172/0188] fuͤr Frankfurter Buͤrger beſtimmten Hospitals, ein botaniſcher Garten, ein anatomiſch Thea¬ ter, ein chemiſch Laboratorium, eine anſehn¬ liche Bibliothek und eine Wohnung fuͤr den Di¬ rector eingerichtet ward, auf eine Weiſe, de¬ ren keine Akademie ſich haͤtte ſchaͤmen duͤrfen. Ein andrer vorzuͤglicher Mann, deſſen Perſoͤnlichkeit nicht ſowohl als ſeine Wirkung in der Nachbarſchaft und ſeine Schriften ei¬ nen ſehr bedeutenden Einfluß auf mich ge¬ habt haben, war Carl Friedrich von Moſer, der ſeiner Geſchaͤftstaͤtigkeit wegen in unſerer Gegend immer genannt wurde. Auch er hatte einen gruͤndlich-ſittlichen Cha¬ racter, der, weil die Gebrechen der menſch¬ lichen Natur ihm wohl manchmal zu ſchaffen machten, ihn ſogar zu den ſogenannten From¬ men hinzog; und ſo wollte er, wie von Loen das Hofleben, eben ſo das Geſchaͤftsleben einer gewiſſenhafteren Behandlung entgegen¬ fuͤhren. Die große Anzahl der kleinen deut¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/188>, abgerufen am 24.11.2024.